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RhodomanologiaDas poetische Werk von Lorenz Rhodoman bis 1588
Dekorationselement: Rhodomans Hände schreiben auf einem Blatt Papier.

Gratulationsgedicht für Johannes Caselius zur Hochzeit mit Gertrud Mylius

Gr.

A 4r Τῷ καλῷ καὶ πολυμαθεῖ Für den guten und gelehrsamen Ἰωάννῃ Κασηλίῳ ἐπ’ εὐγα‑ Johannes Caselius, dass er an seinem Ehe- μίᾳ διαπαντὸς χαίρειν glück auf immer Freude habe Crit. (gr.)διαπαντὸς more temporis una scriptum, possis et διὰ παντὸς 1 Ὡς Ἐρατὼ κλυτὸν εἶδε Κασήλιον ἐν λεχέεσσιν‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Als Erato (eine Muse) den berühmten Caselius in seinem einsamen Bett 2 οἰοπόλοις διάγοντα πολὺν χρόνον, ὀψὲ κάλεσσε‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ lange Zeit verbringen sah, rief sie schließlich am Ende 3 νυμφοκόμῳ σὺν Ἔρωτι Γάμον καὶ φθέγξατο μῦθον·‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ den Hochzeitsgott zusammen mit dem Ehestifter Eros herbei und sprach folgende Worte: Sim. (gr.) νυμφοκόμῳ] cf. E. IA 1087; Nonn. D. 48,183 φθέγξατο μῦθον] cf. Batr. 92 (τοίους ἐφθέγξατο μύθους) 4 „Οὐ καλὸν ἥδιστον βιότου μέρος, εὔχλοον ἀκμήν,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ „Es ist nicht gut, den angenehmsten Teil des Lebens, den Höhepunkt seiner Blütezeit, 5 νόσφι γάμου τρίβειν καὶ γήραος οὐδὸν ἱκέσθαι ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ ohne Ehe verstreichen zu lassen und zur Schwelle des Alters zu gelangen Sim. (gr.) γήραος οὐδὸν ἱκέσθαι] = Hom. Od. 23,212 (Penelope ad Ulixem) 6 νόσφ’ ἐρατῆς φιλότητος ὁμοσπλάγχνοιο γυναικός·‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒‒|‒◡◡|‒◡ ohne die genussreiche Liebe zu einer Frau, die Gleiches empfindet; Sim. (gr.) ὁμοσπλάγχνοιο] cf. A. Th. 890; S. Ant. 511 7 ἧς μέτα τερπνότερόν τε θάλος πολυγηθέος ἥβης ‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ mit einer solchen zusammen ist die Blüte der freudreichen Jugendzeit angenehmer Sim. (gr.) πολυγηθέος ἥβης] de iunctura cf. Q.S. 4,434 (ἥβης ἀρχόμενον πολυγηθέος); de clausula cf. Hom. Il. 21,450 (πολυγηθέες ὧραι); vide etiam Rhod. Arion 909 (ὤ μοι ἐμᾶς ἥβας. ποῖ μοι πολυγαθέος ὥρας) 8 ἀνδράσι, κουφότερόν τε πέλει βάρυ γήραος ἄχθος.‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ für Männer, und ebenso wird die schwere Last des Alters leichter. Sim. (gr.) γήραος ἄχθος] cf. Nonn. D. 41,180 (γήραος ἄχθος ἀμείβων) 9 ναυτιλίη δὲ βίου κρυερὴ λάχεν εὔπλοον ὅρμον·‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Ferner findet (im Falle einer Ehe) die frostige Seefahrt des Lebens einen gut anzusteuernden Hafen,1 Anm.:1Die Metapher der „Seefahrt des Lebens“ ist bei Rhodoman sehr beliebt. Vgl. bspw. Rhod. Arion 535f.; Rhod. Carst. 2,1f.; Rhod. Par.Chytr. 98. 10 θαλπωρὴ δ’ εὔφρων ἐνὶ κήδεσι πᾶσιν ἄκοιτις.‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ und eine Ehefrau ist in jeglichem Kummer eine wohlwollende Trösterin. 11 τοὔνεκ’ ἐμῷ θεράποντι γαμήλια φίλτρα κεράσσω·‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Deshalb werde ich meinem Diener einen ehelichen Liebestrunk anrühren; 12 ἐν γὰρ ἐμοῖς θεράπεσσι Κασήλιός ἐστι φαεινός,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ denn unter meinen Dienern ist Caselius herausstechend, 13 οὗ νόος εὐμαθίης πολυειδέος ἄκρον ἱκάνει.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ dessen Sinn bis zum Gipfel vielfältiger Gelehrsamkeit gelangt. 14 τῷδ’ ἅμα Πιερίδεσσιν ἐγὼ περικαλλέα κούρην‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Diesem will ich (neben den Musen)2 ein Mädchen von großer Schönheit Crit. (gr.)an τῷ δ’ ?Anm.:2Da die übrigen Musen bei der Anbahnung der Ehe nicht mitwirken, empfiehlt es sich, ἅμα Πιερίδεσσιν nicht mit dem Subjekt (Erato), sondern mit dem Objekt περικαλλέα κούρην zu verbinden, in dem Sinne, dass Erato dem Caselius neben seiner Liebe zur Dichtung auch die Liebe zu einer schönen Frau verschaffen will. 15 εὐμενέως κρίνασα θέλω στέρνοισι πελάσσαι·‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ wohlwollend zuerkennen und an seine Brust legen: 16 ἡδύλαλον Γεραθροῦδιν, ἐπήρατον, εὐπατέρειαν,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Gertrud 3, die angenehm redende, liebreizende, von einem guten Vater abstammende, Crit. (gr.)ἡδυλάλον debuitSim. (gr.) ἡδύλαλον] ἡδυλάλος vox rarissimaAnm.:3Die griechische Namensform Γεραθροῦδις scheint mit Bedacht gewählt. Der erste Bestandteil Γερα- wird im folgenden Vers mit dem Wort γέρας ("Ehrengabe") wieder aufgegriffen. Im zweiten Bestandteil -θροῦδις klingt das griechische Wort θρόος bzw. θροῦς ("lautes Rufen/Schall") an, was nochmals wie das im Griechischen vorausgehende Attribut ἡδυλάλος Gertruds stimmliche Qualität hervorhebt. [SW] 17 τὴν γέρας οἱ σπουδῆς τε καὶ ἤθεος εἰς λέχος ἄξω.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ die ich als eine Ehrengabe für seinen Eifer und seinen Charakter in sein Ehebett führen werde. 18 σφωϊτέρης δ’ ἡμῖν χρέος ἔνθα πέρ ἐστιν ἀρωγῆς·‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Dabei habe ich jedoch Bedarf nach Eurer beider Hilfe: 19 ὡς σύ γ’, Ἔρως, ὁμόθυμον ἐπὶ σφίσιν οἶστρον ἀνάψῃς‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ dass nämlich Du, Eros, einträchtiges Rasen in ihnen enzündest 20 καὶ σύ γ’ ὁμοζυγίης κραίνῃς, Γάμε, τέρμα ποθητόν.“‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ und Du, Hochzeitsgott, den ersehnten Abschluss des gemeinsamen Jochs zustandebringst.“ 21 Ὣς φώνησε θεά· τὼ δ’ οὐκ ἀέκοντε πιθέσθην.‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ So sprach die Gottheit (Erato); die beiden aber gehorchten nicht unfreiwillig. Crit. (gr.)Ὡς ed.τὼδ’ ed. 22 αἶψα δ’ Ἔρως φιλότητος ἀκηδέος ἔντυε τόξον,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Sogleich legte Eros den Pfeil sorgloser Liebe an 23 ἀμφοῖν δ’ ἀγλαὸν ἧπαρ ὁμῷ διέπειρε βελέμνῳ,‒‒|‒◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ und durchbohrte beider freudiges Herz mit dem einträchtigen Geschoss,4 Anm.:4Wenn Eros eine unglückliche Liebe erzeugen will, verwendet er kein solches einheitliches Geschoss, sondern nimmt Pfeile von gegensätzlicher Wirkungsweise (wie im Falle von Apoll und Daphne, Ov. met. 1,468‒471). 24 ἶσον ἔχειν πόθον αἰέν, ἴσην πραπίδεσσι μερίμνην.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ so dass sie immer gleiches Verlangen und gleiche Sorgen in ihren Sinnen hätten. 25 συζυγίην δ’ ἐτέλεσσε φίλην Γάμος, εὔφρονι δ’ ἀρθμῷ‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Und das ersehnte gemeinsame Joch brachte der Hochzeitsgott zur Vollendung, und in freudvoller Vereinigung 26 ἀμφοτέρους ἐνέδησεν ἕως θανάτοιο συνεῖναι.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ band er beide zusammen, dass sie bis zum Tod zusammen seien. 27 ἡ δ’ Ἐρατὼ μέγα χαῖρεν, ἐγάννυτο δ’ αὖ χορὸς ἄλλων‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Erato aber empfand große Freude, und mit ihr freute sich wiederum der Chor der übrigen A 4v 28 Μουσάων, στομάτεσσι δὲ θεσπεσίην ὄπα μέλπον·‒‒|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ Musen, und aus ihren Mündern ließen sie einen göttlichen Gesang ertönen: Sim. (gr.) θεσπεσίην ὄπα] iunctura Quinti, vid. Q.S. 3,38sq. (de voce Apollinis: ὄπα ταρβήσαντα / θεσπεσίην); 8,250 (de voce Martis: θεσπεσίην ὄπα πάντες ἐθάμβεον) 29 „Εὐφροσύνως ἀπόναιο τεῶν, φίλε νυμφίε, φίλτρων‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ „Voller Heiterkeit mögest Du nun Gewinn ziehen, lieber Bräutigam, aus Deinem ehelichen Liebestrunk, 30 εἰς τέλος, οἷον ἔολπας· ἄχος δ’ ἀπὸ τῆλε γένοιτο.‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ bis Du zu einem Ende gelangst, wie Du es immer erhofft hast; Leid aber möge Dir fern sein. 31 ἐξ ἡμῶν μέν σοι κλέος ἕσπεται, ἐκ δέ τ’ Ὀλύμπου ‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Von unserer [der Musen] Seite wird Dir Ruhm zuteil, vom Himmel aber 32 μοῖρα βίου θέλκτειρα · Θεὸς δ’ ἐπαγάλλεται εὐχαῖς.“‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ ein beglückendes Lebenslos; Gott freut sich über die Glückwünsche.“ Sim. (gr.) θέλκτειρα] nl., sed cf. AP 7,24,1 (ἡμερὶ πανθέλκτειρα) M. Laurentius Rhodomannus Magister Lorenz Rhodoman
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