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RhodomanologiaDas poetische Werk von Lorenz Rhodoman bis 1588
Dekorationselement: Rhodomans Hände schreiben auf einem Blatt Papier.

Iter Lipsicum (literarische Beschreibung einer Reise Rhodomans von Lüneburg nach Leipzig und zurück im Jahr 1581)

Lat.

)( 1r Laurentii Rhodomanni Lorenz Rhodomans Crit. (lat.)ductus a titulo editionis Lipsiensis; utrum Rhodomani ipsius sit necne, non liquet Iter Lipsicum Reise nach Leipzig,1 Anm.:1Der Titel Iter Lipsicum erinnert an die unter dem Titel Iter Brundisinum bekannte Satire 1,5 von Horaz. In der Tat klingt in diesem außergewöhnlichen Gedicht vielfach Scherzhaftes und Satirisches an. Gekennzeichnet ist es ferner durch die liebevolle Zeichnung ausgewählter Freunde wie Lemmel und Steinmetz sowie die Erwähnung seiner Lehrer Siegfried Sack und Michael Neander. Als Gegenmotiv wirkt die umfahrene Pestgefahr. Sprachlich kommt die Nähe zu Horaz in der Verwendung einiger nicht epischer Vokabeln zum Ausdruck (z.B. V. 44 emungere, 205 oppidulum oder 230 lucellum) und in dem sonst einmaligen Wechsel vom Lateinischen ins Griechische innerhalb ein und desselben Gedichtes (V. 292; vgl. Hor. sat. 1,10,20‒35 zu Lucilius). [SW] confectum descriptumque vollführt und beschrieben Anno Christ(i) M D XIXC. im Jahr Christi 1581 1 Tempus erat, medium quo Sol conscendere Librae‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Es war die Zeit, wo der Sonnengott die Mitte der Waage2 zu besteigen Sim. (lat.) Tempus erat, … quo] cf. Verg. Aen. 2,268 Anm.:2Sternzeichen Waage: 24. September bis 23. Oktober. 2 luciferis properabat equis declivis ad austrum,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ eilte mit seinen lichtführenden Pferden, gen Süden abwärtsfahrend, Sim. (lat.) luciferis … equis] de iunctura cf. Ov. ars 3,180; epist. 11,48 3 quando dies noctis coepit minor esse tenebris ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ als der Tag begann, kürzer zu sein als die Finsternis der Nacht, Sim. (lat.) noctis … tenebris] de iunctura cf. Manil. 4,842 4 et gravis exonerat variis se foetibus arbor,‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und als der (von Früchten) beschwerte Baum sich der verschiedenen Früchte entledigte, 5 cum calcata novo spumat vindemia musto‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ als die gestampfte Weinlese sich schäumend in frischen Most ergießt Sim. (lat.) spumat vindemia] cf. Verg. georg. 2,6 (spumat plenis vindemia labris) 6 iamque anni longum pingues adducit in usum‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und schon die reichliche Mästung die fettgewordenen Rinder ihrer jährlichen 7 laeta sagina boves laniisque negotia praebet.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ langerwarteten Verwendung zuführt und den Schlachtern neue Arbeit bereitet. 8 et tunc Septembris vicesima sexta coruscos‒‒|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Und dann hatte der 26. September sein funkelndes Antlitz 9 protulerat vultus blandosque emiserat Euros;‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒ vorgezeigt und schmeichelnde Südostwinde hervorgebracht; 10 post Mariae partum ter centum lustra, bis octo‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ nach der Niederkunft Mariens waren dreihundert und sechzehn Jahrfünfte 11 exierant, unus currebat et insuper annus:‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ vergangen, und ein weiteres Jahr [1581] war im Begriff zu vergehen: 12 egredimur celeri Luneburgica moenia curru.‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Da verlassen wir die Stadtmauern von Lüneburg mit einem schnellen Wagen. Sim. (lat.) celeri … curru] de iunctura cf. Sil. 8,203 13 nam patrias dulci repetens cum coniuge terras‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Denn seine heimatlichen Gefilde suchte LEMMEL 3 mit seiner geliebten Anm.:3Andreas Lemmel, Apotheker in Lüneburg; http://geneal.lemmel.at/AndreasLemmel.html. Die genauen Lebensdaten (11. November 1547–30. November 1593) ergeben sich aus seiner sekundär überlieferten Grabinschrift auf dem Friedhof St. Johannis (DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 619† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di100g019k0061900). Die Apotheker in Lüneburg gehörten offenbar zu dem gelehrten Freundeszirkel um Lucas Lossius und Thomas Mauer, zu dem sich auch Rhodoman Zutritt verschaffte; in einer (leider mechanisch trunkierten) Widmung der Luneburga Saxoniae des Lossius von 1566 im Exemplar der SUB Göttingen begegnet als Widmungsadressat ein pharmacopola – vermutlich der damals 19-jährige Andreas Lemmel oder ein älterer Angehöriger. 14 LEMMELIUS, nostrae qui pharmaca temperat urbi‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Gattin auf, der für unsere Stadt (Lüneburg) die Arzneien der Heilkunst mischt 15 solerti Phoebea manu studioque fideli,‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ mit kundiger Hand und zuverlässigem Eifer, Sim. (lat.) solerti … manu] de iunctura cf. Tib. 1,7,29 studioque fideli] de iunctura cf. Lucr. 1,52 16 me sibi desumsit comitem, cui pectora dudum‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und mich nahm er als seinen Begleiter (in die Kutsche); denn mein Herz brannte schon lange danach, 17 ardebant cultas Mysorum visere terras ‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ die wohlbebauten Ländereien der Myser [der Bewohner Meißens] 4 zu besuchen Sim. (lat.) visere terras] = Cypr. Gall. Ios. 428 Anm.:4Die Gleichsetzung des antiken Mysien bzw. der Myser mit Meißen ist eine schon bei Melanchthon beliebte Antikisierung. 18 et simul assiduas paulum seponere curas,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und zugleich die unablässigen Sorgen für kurze Zeit von mir zu schieben, 19 formandae quas gignit amor mihi pubis et auget.‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ welche die liebevolle Unterweisung der Jugend bei mir erzeugt und ständig nährt. 20 a dextris igitur primum viridantia tempe ‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Zur Rechten verlassen wir also zunächst das grünende Tal Sim. (lat.) viridantia tempe] = Catull. 64,285 21 linquimus Albovii, Lunae qui permeat urbem,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ der Ilmenau, welche Lüneburg durchströmt, 22 perque tuam villam, gelidae cui nota paludis ‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und fahren durch Dein Dorf, Witzendorff 5, welches den bekannten Namen Anm.:5Hieronymus von Witzendorff wurde 1533 Bürgermeister und war lutheranischen Glaubens. Er erwarb Kaltenmoor. 23 nomina, transimus, Vicedorpi, colle iacentem‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡ „Kaltenmoor“ trägt; dieses liegt oberhalb eines 24 frugifero super, arridet cui multa voluptas.‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ fruchtbaren Hügels, und in ihm lacht reichliche Anmut. )( 2v 25 inde per arvorum sulcos arbustaque cursu‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Dann durchqueren wir, durch gefurchte Fluren und Waldungen in nicht 26 haud segni vecti cultam penetramus Ulyssam,‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ langsamem Lauf fahrend, das wohlbebaute Uelzen, Sim. (lat.) haud segni] cf. eadem sede Verg. Aen. 3,513; 11,64 27 Phoebus ut Hesperium se demittebat ad axem.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ sowie sich der Sonnengott zur westlichen Himmelsachse absenkte. Sim. (lat.) Hesperium … ad axem] cf. eadem sede Lucan. 3,359 (Hesperium mundi properemus ad axem) 28 mittitur hic dulci nobis plena amphora vino;‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Hier wird uns eine Amphore voll von süßem Wein geschickt, 29 fercula non stomacho desunt gratissima, non qui‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und auch höchst angenehme Speisung fehlt unserem Magen nicht, und auch (fehlt) kein 30 exhilaret sermo: tam se bonus obtulit hospes.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Gespräch, welches uns erheiterte; so gut war der Gastgeber, der sich uns hier anbot. 31 est aliquid, si te longinqui e pulvere cursus‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒ Es hat eine gewisse Bedeutung, wenn Dich nach dem Staub eines langen Weges Sim. (lat.) Est aliquid] = Ov. met. 12,93; 13,241 et al. 32 vir bonus excipiat: cedit labor illico, cedunt‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ ein guter Mann gastlich aufnimmt:6 Dann weicht sogleich die Mühe (aus Deinem Herzen), es weicht Anm.:6Die folgende Zeitklage über das Übel der Ungastlichkeit bedient die Erwartung satirischer Elemente in einem solchen Hodoiporikon. 33 taedia, quae via dura parit; tibi dulce reverso‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ der Ekel über die Widrigkeiten, welche der Weg mit sich bringt; dann ist es Dir angenehm, wenn Du danach 34 deinde domum grato sermone referre benigni‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ nach Hause zurückgekehrt bist, Dich in dankbarer Rede an den Dienst Deines freundlichen 35 hospitis officium; paucis, quos aequus amavit‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Gastgebers zu erinnern; nur wenigen, welche der gerechte Jupiter geliebt hat,7 Sim. (lat.) hospitis officium] cf. Catull. 68,12 Anm.:7Nach Verg. Aen. 6,129f. Das Zitat steht im Zusammenhang der Schwierigkeit, aus der Unterwelt wieder zu den Oberirdischen zurückzukehren; die Versetzung in den gastronomischen Kontext einer Reise von Lüneburg nach Leipzig wirkt gewollt parodistisch. 36 Iupiter, hoc studium est, ut comiter advena fessus‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ eignet das Bemühen darum, dass ein erschöpfter Ankömmling freundlich 37 tractetur fructumque sui bene sentiat aeris.‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ behandelt wird und die Frucht seines Herberglohns zu seinem Vorteil zu spüren bekommt; 38 at tenues afferre dapes et sternere lectos‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ sondern (bei den meisten) gilt es als einzige Tugend, nur spärliche Speisen zu servieren 39 nullos aut duros scamnis magis unica virtus ‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ und überhaupt kein Bett zu breiten oder nur einen harten Schemel [?] Crit. (lat.)an scamnos ?Sim. (lat.) unica virtus] = Iuv. 8,20 40 proque cibo nimium, pro potu poscere duplum.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ und für das Essen zuviel, für den Trank das Doppelte zu verlangen. 41 si quis vel musset contra, mox actio detur‒‒|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Wenn einer gegen diese Behauptung nur einen Mucks äußern sollte, so soll ihm (beispielshalber hier) die Argumentationsweise eines Undankbaren 42 ingrati: „Quis te, confidentissime, nostras ‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒ vorgeführt werden: „Wer hat Dich, Du allzu Selbstgewisser, aufgefordert, mein Sim. (lat.)v. 42sq.: quis—petebas] ~ Verg. georg. 4,445sq. (nam quis te, iuvenum confidentissime, nostras / iussit adire domos? quidve hinc petis?) 43 iussit adire domos? cur non diversa petebas ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Haus zu betreten? Warum hast Du nicht eine andere Schwelle 44 limina?“ Sic ratio est loculos emungere nostra.‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ aufgesucht?“ So ist es unsere (der Menschen) übliche Handlungsweise, die Börse (eines Gastes) zu prellen. 45 ut vero cunctos mihi non tribuere benignos‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Zwar hat mir wahrlich das Schicksal meiner Reise nicht ausschließlich gütige (Gastgeber) gegeben; 46 fata viae, sic hospitibus plerisque fruebar‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ doch andererseits waren die meisten Gastgeber, die ich genoss, nicht 47 non adeo duris, non durus et ipse, Camenae,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ so grausam, und auch ich war kein so schrecklicher Gast, ihr Musen, 48 si me vel leviter vestris poliistis in umbris.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ wenn Ihr mir an Euren schattigen Plätzen nur leichten Glanz verschafft habt. 49 iamque fere occidui tangebant limitis aequor‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Und schon berührten die Pferde des erschöpften Sonnengotts beinahe 50 defessi Titanis equi: rota nostra, per unam‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ das Meer an der westlichen Weltgrenze: Da verließ das Rad unseres Wagens, 51 mille viam raptura, locis excessit amicis.‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ das tausend Leute über einen Weg führen sollte (?), den freundlichen Ort. 52 huc perhibent quondam, si vera est fabula, natum‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Hierhin, so erzählt man, wenn die Geschichte wahr ist, soll einstmals der Sohn des 53 Laërtae vertisse ratem. nam dum aequora lustrat ‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Laërtes [Odysseus]8 sein Schiff gewandt haben. Denn während er landflüchtig Sim. (lat.) aequora lustrat] = Lucan. 5,347 Anm.:8In dieser typischen ἥρως‑κτιστής‑Erzählung leitet Uelzen seinen Namen vom lateinischen Namen des Odysseus, Ulysses, her (vgl. z.B. https://www.uelzen-wo-wie-was.de/uelzen.htm). 54 exul et innumeras passim iactatur ad oras‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ über die Meere streifte und an unzählige Küsten ringsum getrieben wurde 55 effossum ob lumen Cyclopis, ad ultima ponti‒‒|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ wegen des ausgeschlagenen Zyklopen-Auges,9 kam er zuletzt durch die Enge Anm.:9Fortsetzung der Leidens‑Aitiologie aus dem Odyssee‑Prooemium. 56 venit Atlantiaci Neptuni concitus ira ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ des Atlantischen Meeres, getrieben vom Zorn Neptuns, Sim. (lat.) concitus ira] = Verg. Aen. 9,694 et al. )( 3r 57 per freta, quae Lybiam Tyriis a Gadibus arcent;‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ durch die Enge, welche Libyen [Afrika] vom tyrischen Gades [Cádiz] trennt; 58 Baetidos inde legens oras atque ostia ditis‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ dann folgte er dem Küstenlauf von Spanien und der gräulichen Mündung 59 glauca Tagi proprio de nomine condidit urbem ‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ des reichen Tagus [heute Tejo] und gründete eine Stadt nach seinem eigenen Namen [Lissabon, lat. Olisipo bzw. Ulyssipo], Sim. (lat.) condidit urbem] = Manil. 4,776 ; 5,739 ; cf. etiam Verg. Aen. 1,5 (conderet urbem) 60 nunc quoque percelebrem, mox Gallica littora radens ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ die auch jetzt noch hochberühmt ist; bald kratzte er an der gallischen [französischen] Küste Sim. (lat.) littora radens] cf. Verg. Aen. 7,10 (raduntur litora terrae) 61 Belgarumque sinus placidum succedit in Albim,‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und am Meebusen der Belger und trat in die sanfte Elbe, dann auch 62 intrat et Albovium; sed ubi se paene videbat‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ in die Ilmenau; aber sobald er sah, dass er beinahe bis zur Quelle 63 ad caput evectum, cupiens reflectere cymbam‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ vorgedrungen war, wollte er sein Schiff zurückwenden 64 in ripa tenerae fundamina collocat urbis,‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ und betrieb am Ufer die Gründung einer kleinen Stadt; 65 hanc et Ulysseam iubet appellare minores.‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ und diese hieß er die Nachfahren „Ulyssea“ [„Uelzen“] nennen. 66 talia dum repeto mecum, iam fessus in undam‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Während ich darüber bei mir nachdachte, ging die Sonne, völlig erschöpft, 67 Sol ruit, atque humiles coepere nigrescere valles,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ ins Meer unter, und die niedrigen Täler begannen, sich schwarz zu färben, Sim. (lat.) Sol ruit] = Verg. Aen. 3,508 et al. coepere nigrescere] cf. Ov. met. 3,671 (nigrescere coepit) 68 et iam Virenum gremio nos excipit udo,‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und schon nahm Virenum [Wieren?] 10 uns in seinem feuchten Schoß auf, Sim. (lat.) gremio nos excipit udo] cf. Paul. Nol. carm. 28,39 (gremio diversos excipit uno)Anm.:10Wieren ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Wrestedt, südlich von Uelzen. 69 hospes ubi nimio madefactus viscera zytho,‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒‒ wo unser Gastfreund, allzusehr in seinem Inneren vom Gerstensaft befeuchtet, 70 dum redit a sacro pueri baptismate, gratos‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ während er von der heiligen Taufe seines Sohnes zurückkehrte, ein angenehmes 71 exhibuit lusus; sic deficiente iocorum‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ Schauspiel bot; so wurde, da der Stoff zu Späßen ausging, 72 materia iocus ipse fit haud incommodus hospes.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ der nicht unpassende Gastgeber persönlich zum Spaß. 73 vix medios cursus nox intempesta peregit,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ Kaum vollendete die tiefe Nacht ihren mittleren Lauf, Sim. (lat.) nox intempesta peregit] ~ Verg. Aen. 3,587 (lunam in nimbo n. i. tenebat) 74 quando revertentem supera ad convexa salutant‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ als die Vögel des Mars [Spechte?] den Sonnengott begrüßen, der zum oberirdischen Sim. (lat.) supera ad convexa] = Verg. Aen. 6,241; Stat. Theb. 10,916 75 Martis aves Solem: stratis auriga sepultos‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Gewölbe zurückkehrt: Da weckt uns der Wagenlenker, die wir in unseren 76 excitat et longum denunciat esse diei‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Betten begraben sind, und kündigt uns an, dass der an diesem 77 huius iter; somno mox vestimenta repulso‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒ Tag zurückzulegende Weg lang sein wird; sogleich stoßen wir den Schlaf von uns, 78 iniicimus membris precibusque ad sidera fusis ‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ werfen Kleider über unsere Leiber, richten ein Gebet an den Himmel Sim. (lat.) precibusque ad sidera fusis] cf. eadem sede Sil. 16,437 (questus ad s. fusi) 79 pergimus in tenebris, quo nos rapit ungula, saepe‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ und brechen in der Dunkelheit auf, wohin uns der Pferdehuf treibt; dabei blicken wir oftmals Sim. (lat.) rapit ungula] = Hor. sat. 1,1,114 80 laevum spectantes latus aetheris, unde pudicos‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ zur linken Seite des Himmels, wo die Morgenröte schamhaft das Bett 81 Tithoni linquens thalamos exurgeret Eos.‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ des Tithonos verlässt und aufgeht. 82 dumque hymnos canimus sacros coelique figuras‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Und während wir heilige Lieder singen und mit Händen und Augen der Reihe nach 83 signamus manibusque oculisque ex ordine pulcras,‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ die schönen Himmelsfiguren nachzeichnen, 84 Nox abit, et rutilis effert se Aurora capillis.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ verschwindet die Nacht und hebt sich die Morgenröte mit rötlichen Haaren empor. Sim. (lat.) Nox abit] = Anth. 583,1 Aurora capillis] = Ov. met. 5,440 (udis veniens Aurora capillis) rutilis … capillis] cf. Ov. met. 2,319 (Phaëton rutilos flamma populante capillos); 2,635 (rutilis umeros protecta capillis) 85 hei mihi, quae facies terrae, quam vasta patescit‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Weh mir, welche Gestalt die Erde hatte, wie öde sich hier Sim. (lat.) hei mihi, quae facies] ~ Drac. laud. dei 3,592 (hei mihi, quod facinus non uno tempore gestum) 86 hic regio; steriles passim dominantur ericae;‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ der ganze Raum öffnet; ringsum dominieren unfruchtbare Heidegewächse11; Anm.:11Die Lüneburger Heide. 87 si quid agri, totum siccis iacet obrutum arenis.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ wenn es ein wenig Ackerland gibt, so liegt es ganz verborgen unter dem trockenen Sand. )( 3v 88 nusquam oculis obstant pecudes, casa rustica nusquam;‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Nirgends stehen Nutztiere unseren Augen entgegen, niegendwo gibt es die Hütte eines Landmannes; 89 hic locus, o Timon, tibi commodus: hic tibi nulli‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ hier wäre ein Ort, der für Dich passte, Timon; hier stören keine Menschen 90 offendant homines visum. vix Africa tellus‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Deinen Blick.12 Kaum ist das Land von Afrika Anm.:12Timon war in der antike ein sprichwörtlicher Menschenhasser. 91 est deserta magis, vastis ubi cinctus arenis‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ noch verlassener, wo der von Sand umgebene 92 quaeritur ignotis a consultoribus Hammon.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒ Gott Ammon von unbekannten Konsulenten aufgesucht wird.13 Anm.:13Gemeint ist das Zeus Ammon-Orakel. Durch diesen Vergleich werden Assoziationen mit Catos Wüstenmarsch im neunten Pharsalia‑Buch Lucans geweckt, die im Zusammenhang der Lüneburger Heide wohl hyperbolisch und damit parodistisch wirken sollen. 93 infidis dedit has Henetis fors iusta latebras,‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Ein gerechtes Geschick hat den Henetern14 diese verborgene Gegend zugewiesen, Anm.:14Die Heneter sind ein slawischer Stamm, gegen den Heinrich der Löwe zu Felde zog. Siehe dazu auch Rhod. Magn. 27–30. [SW] 94 foedera dum toties rumpunt et Teutonas armis‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ während sie so oft Bündnisse brechen und die Deutschen mit ihren 95 exercent vetitis. nam gens ea lata per oras‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ frevelhaften Waffengängen quälen. Denn dieses Volk verbreitete sich in den Gefilden 96 Saxoniae coluit turpi sua numina ritu,‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Sachsens und verehrte hier ihre Gottheiten mit schändlichem Kultwesen, 97 donec nos domuit crebris leo Martius armis‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ bis uns der kriegerische Löwe [Heinrich der Löwe] mit seinen dichten Waffen bezähmte 98 et servare fidem cum relligione malignas‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ und die bösen Herzen gewaltsam lehrte, den Glauben mit seinen religiösen 99 vi docuit mentes. sed ne tamen illud abiret‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Bräuchen zu bewahren. Aber damit uns diese zwei Tage nicht ohne Späße 100 absque iocis biduum loca per deserta, faceti‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ in der öden Gegend vorübergingen, dafür sorgten witzige junge Männer, 101 fecerunt iuvenes, quos vespera proxima nobis‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ die der letzte Abend uns als Begleiter beigegeben hatte. 102 addiderat comites. prono iam lumine Phoebus ‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ Schon neigte sich der Sonnengott mit abwärts geneigtem Licht Sim. (lat.) lumine Phoebus] = Manil. 1,577 ; Coripp. Ioh. 6,459 103 ad Tartessiaci vergebat littora ponti,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ zu den Küsten des spanischen Meers, Sim. (lat.) Tartessiaci … litora ponti] cf. Sil. 6,1 (Tartessiaco quos solverat aequore Titan [sc. equos]); 16,114 (ad Tartessiacos tendit per litora portus) 104 cum nos Marchiaci celebratum nectare zythi‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒‒ als uns Gardelegen, berühmt durch den Nektar des märkischen Gerstensafts (Garley-Bier), 105 Garlebium fessos blandis complectitur ulnis,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ in unserer Erschöpfung schmeichelnd mit seinen Armen umpfing, Sim. (lat.) blandis complectitur ulnis] ~ Stat. silv. 3,1,90 (blandisque virum c. u.); vide etiam Rhod. Protr. 70 106 urbs vetus atque situ non aspernanda locorum;‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ eine alte Stadt, die infolge ihrer geographischen Position nicht zu verachten ist; Sim. (lat.) non aspernanda] = Calp. ecl. 4,157 : Mart. 4,19,3; 5,30,5 107 cuius non impune ferox illuserit hostis ‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ ein grausamer Feind könnte nicht ungestraft sein Spiel treiben mit den Sim. (lat.) ferox illuserit hostis] ~ Cypr. Gall. lev. 270 (f. distinxerit h.) 108 moenibus et fossis et quos ad sidera tollit ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Mauern, Gräben und Wällen dieser Stadt, die sie bis zu den Sternen emporhebt, Sim. (lat.) ad sidera tollit] = Verg. Aen. 1,103 (fluctusque a. s. t.); 2,222 (clamores … a. s. t.) 109 aggeribus, tutae nisi longa incuria pacis‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡ wenn nicht die lange, sich aus einem sicheren Frieden ergebende Sorglosigkeit 110 negligeret validi munimina fortia Martis.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ die starken Befestigungen gegen gewaltige Angriffsbemühungen vernachlässigen würde. 111 di faxint, cunctas ut pax tam fida per urbes‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Mögen die Götter dafür sorgen, dass ein so zuverlässiger Friede15 in allen Städten Sim. (lat.) Di faxint] imprimis in comoedia legitur, cf. Plaut. Cist. 51 et al., sed cf. etiam Claud. 26 (Get.), 528 (non ita di Getici faxint)Anm.:15An die Befestigungsanlagen von Gardelegen knüpft sich der Wunsch nach Frieden an, der mit Motiven der aurea aetas ausgeführt wird. 112 Teutoniae vero cum relligionis honore‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ Deutschlands zusammen mit dem wahren Respekt vor der Religion 113 regnet, in armorum latebris ut araneus amplas‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ herrsche, so dass die Spinne in den abgeschiedenen Lagerorten der Kriegswaffen geräumige Sim. (lat.)v. 113sq.: in armorum—telas] de re cf. Theoc. 16,96sq. (ἀράχνια δ’ εἰς ὅπλ’ ἀράχναι / λεπτὰ διαστήσαιντο) 114 expandat telas et duri vomeris usus‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Netze ausbreiten und die Neuverwendung durch einen harten Pflug 115 aut situs antiquae rubignis exedat enses;‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ oder die Verunreinigung durch alten Rost die Schwerter zerfressen kann; Sim. (lat.) situs antiquae rubignis exedat enses] cf. Verg. georg. 1,495 (exesa inveniet scabra robigine pila) 116 tunc labor agricolae fervet, pastoria fervet‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ dann siedet die Mühe des Landmannes, ebenso glüht die Muse 117 musica, doctiloquae studium viget artis et omnis‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ des Hirten, die Bemühung um die Kunst der Berdsamkeit blüht und ebenso die Zierde 118 virtutis decus, et Saturnia secula currunt,‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ jeglicher Tugend, und die Jahrhunderte des Saturn [d.h. das goldene Zeitalter] nehmen ihren Lauf, )( 4r 119 Iustitiaeque tenax Astraea perambulat orbem.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ und die Göttin Astraea wandelt in inniger Verbindung mit der personifizierten Gerechtigkeit durch die Welt.16 Anm.:16Das Motiv des Goldenen Zeitalters wird von Rhodoman im Protreptikon auf die eigene Zeit übertragen. [SW] 120 hic etiam nobis affabilis obtigit hospes,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Auch hier wurde uns ein umgänglicher Gastwirt zuteil, 121 fercula qui posuit gratissima, pocula fudit‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ der uns höchst angenehme Speisen vorsetzte, süße Becher 122 dulcia, iucundis tenuit sermonibus aures.‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ strömen ließ und mit angenehmen Erzählungen unsere Ohren erfreute. Sim. (lat.) iucundis tenuit sermonibus aures] cf. Hor. epist. 2,1,127 (torquet ab obscaenis iam nunc sermonibus aurem); Claud. 1,31 (completque vagis sermonibus aures) 123 tertia lux rursus clarum reserarat Olympum:‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Dann hatte wiederum der dritte Tagesanbruch den klaren Himmel entriegelt: Sim. (lat.) clarum reserarat Olympum] cf. Auson. Mos. 13 (purpureum reserat iam sudus [sc. Phoebus] Olympum) 124 nos moles currus et fumans sudor equorum‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Die Masse des Wagens sowie der dampfende Schweiß der Pferde lässt uns 125 ducere per densas vestigia cogit arenas,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ die Hufe durch den dichten Sand führen, 126 ingredimur donec crebra nemus arbore densum,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ bis wir einen Wald betreten, der dicht bewachsen von zahlreichen Bäumen ist; Sim. (lat.) nemus arbore densum] cf. Ov. fast. 6,9 (est nemus arboribus densum) 127 quod centum stadiis atque amplius in latus austri‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ dieser erstreckt sich hundert Stadien und länger in Richtung Süden, 128 excurrit, cervis locus haud incommodus et non‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ ein nicht ungeeigneter Ort für Hirsche, der zudem auch Schatten 129 ingratas praebens saevis praedonibus umbras.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ bietet, welche grausamen Räubern nicht unangenehm sind.17 Anm.:17Gemeint ist wohl die Colbitz-Letzlinger Heide. 130 heu, quoties sylvae tendens per opaca viator‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Ach, wie oft verlor ein Wanderer, der durch den finsteren Wald strebt, Sim. (lat.) heu, quoties] cf. Rhod. Inscr.Burgg. 31; Rhod. Mau. 31 131 perdidit infelix vitae cum lumine merces,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ seine Waren zusammen mit dem Lebenslicht (der Unglückliche!) 132 pavit et obscoenos profuso sanguine ventres.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ und nährte widerwärtige Bäuche durch das Blut, welches er vergoss. 133 vix bene reiectae fuerant ad terga latebrae‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Kaum hatten wir recht diesen unzuverlässigen Hinterhalt hinter unserem Rücken 134 infidae: nobis se Wolmerstadia praebet‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ zurückgelassen: da bietet sich Wolmirstedt mit seinen verschiedenen Hügeln 135 culmine spectandam vario; quam diligit aulam,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ unseren Blicken dar; diesen Hof liebt der Fürst, 136 qui tua, Parthenope, feliciter arva gubernat,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ der glücklich die Fluren von Magdeburg regiert, 137 dum pietatis opus, doctas dum promovet artes.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ während er das Werk der Frömmigkeit, während er die gelehrten Künste fördert.18 Anm.:18Gemeint sein muss Joachim Friedrich von Brandenburg, der seit 1566 evangelischer Administrator des Erzstifts Magdeburg war. 138 hanc undare solens pluvialibus Ora fluentis‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Diesen Ort bespült die Ohre, die von Regenfluten zu strömen pflegt, 139 alluit et cultos ab ericis dividit agros.‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒‒ und teilt das bebaute Land von den Heidegewächsen. Sim. (lat.) dividit agros] = Mar. Vict. aleth. 3,393 140 hinc etenim, qua vix est ulla ferocior arvis‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Von hier nämlich erstreckt sich ein Land mit gütigem Schoß,19 Anm.:19Die Magdeburger Börde. 141 Teutonidum cunctis, gremio se terra benigno‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ in Vergleich zu welchem es kaum ein fruchtbareres in den gesamten Fluren der Deutschen gibt, 142 explicat, et passim magni sua culmina pagi‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ und ringsum zeigen die gewaltigen Gaue ihre Anhöhen; 143 ostentant; hic Pana vides Cereremque frequentes,‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ hier sieht man (den Hirtengott) Pan und (die Ackergöttin) Ceres häufig umhergehen, 144 si iuvat ex coelo mortales visere terras.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ wenn es ihnen beliebt, die Länder der Sterblichen vom Himmel aus zu besuchen. Sim. (lat.) visere terras] cf. supra v. Rhod. It.Lips. 17 145 Fama refert, nuper Clariis quam Phoebus ab antris ‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Die Göttin des Gerüchtes (Fama), welche neulich Phoebus aus der Grotte von Klaros Sim. (lat.) Clariis … ab antris] cf. Val. Fl. 3,299 (Clarii … antra dei) 146 emisit, quondam cum squamea colla draconum ‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ entsandt hat, vermeldet, dass, als einst Triptolemus die schuppigen Schlangenhälse Sim. (lat.) colla draconum] = Ov. met. 7,220 v. 146‒148: de re cf. Ov. met. 5,642‒647; Apollod. 1,32 147 sub iuga Triptolemus mittens per inane volaret,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ unter das Joch schickte, durch die Luft flog Sim. (lat.) per inane volaret] ~ Ov. met. 4,718 (p. i. volatu) 148 spargeret et cunctis sibi credita semina terris,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ und die ihm anvertrauten Samen an alle Länder verteilte, Sim. (lat.) credita semina terris] ~ Germ. 14 (credat s. t.) 149 hoc aliis voluisse solum praeponere: tantum‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ habe er diesen Boden anderen (Ländern) vorziehen wollen; so sehr lachte der Genius )( 4v 150 arrisit Genius, tantum Fortuna locorum.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ der Gegend, so sehr ihr Glück. 151 proxima sed lustrans Thyringidos ubera glebae ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Als aber die blonde (Ackergöttin) Ceres die nächstgelegenen Ackerböden der thüringischen Scholle inspizierte,20 Sim. (lat.) ubera glebae] cf. Verg. Aen. 1,531; 3,164 (ubere glebae)Anm.:20Die Goldene Aue. 152 flava Ceres subito famulum clamore vocabat:‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ rief sie mit plötzlichem Geschrei ihren Diener [Triptolemus] herbei: Sim. (lat.) flava Ceres] = Verg. georg. 1,96 et al. clamore vocabat] = Verg. Aen. 12,312 et al. 153 Huc ades, haec tellus primos sibi poscit honores.“‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ „Komm hierher: Dieses Land verlangt für sich die erste Ehrenstellung!“ Sim. (lat.) huc ades] = Verg. ecl. 2,45 et al. primos sibi poscit honores] ~ Verg. Aen. 11,219 (p. s. poscat h.) 154 Non spernanda tamen laus est retinere secundos.‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Und doch ist es kein verächtliches Los, nur die zweite (Ehrenstellung) innezuhaben. Crit. (lat.)an spernenda ? 155 has Langobardos olim proscindere glebas‒‒|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Eine bekannte Geschichte erzählt, dass einst die Langobarden diese Schollen 156 fabula nota canit, cum nondum Paeonas armis‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ pflügten, als sie noch nicht die Ungarn mit ihren Waffen Sim. (lat.) fabula nota] = Ov. ars 1,681 157 subdiderant, nondum super Alpes agmine ducto‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒‒ unterworfen hatten, als ihr unbesiegbares Herr noch nicht über die Alpen geführt worden war 158 invicto sceptris Insubria regna premebant,‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ und sie noch nicht mit ihrem Zepter das Reich von Mailand unterdrückten – 159 si modo non prisci vestigia nominis errant.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ sofern nur nicht die Spuren ihres alten Namens in die Irre gehen. 160 incumbebat humo currus Phaëthontis, et urbem‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Der Wagen des Phaethon [Sonnenwagen] senkte sich noch nicht auf die Erde: Da betreten wir 161 virgineis dictam de turribus ecce subimus.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ bereits (schau nur!) die Stadt, die ihren Namen nach den jungfräulichen Türmen trägt [Magdeburg = Parthenopolis]. 162 „Salve, per terras merito clarissima nostras‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ „Sei gegrüßt, Du Stadt, die Du zurecht in unseren Landen den höchsten Ruhm hast!“, 163 urbs,“ dixi, „tua laus altum transcendit Olympum.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ sagte ich, „Dein Lob übersteigt den hohen Olymp. 164 ter tria lustra abiere, tibi cum Caesaris ira ‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ Dreimal drei Jahrfünfte sind vergangen, seit Dir der Groll des Kaisers Sim. (lat.) Caesaris ira] = Ov. trist. 1,2,61 et al. 165 incussit duri tristissima fulmina Martis,‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ die schlimmsten Blitzschläge des harten Kriegsgottes versetzt hat,21 Anm.:21Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts hielt Magdeburg als Hort des Protestantismus dem Kaiser Karl V., der den Katholizismus einführen wollte, lange Zeit stand – über die Stadt wurde sogar 1547 die Reichsacht verhängt. 166 Sphingis ut Ausoniae teterrima monstra probares.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ damit Du die gräßlichen Monstrositäten der römischen Sphinx (des Papstes) gutheißest. 167 sed vero Christi pro dogmate proque salute‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Aber für die wahre Lehre Christi und für das ewige 168 aeterna, patriae pro libertatis honore ‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ Heil und für die Ehre, die in Deiner ererbten Freiheit liegt, Sim. (lat.) pro libertatis honore] cf. Sil. 10,645 (proque arce et sceptris et libertatis honore) 169 excipis imperii vires totius et arces‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ hältst Du die Kampfkraft des gesamten Reiches aus und drängst sie 170 fortiter et defensa tui sub numine Christi ‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ tapfer zurück und bleibst unter dem göttlichen Walten Deines Christus Sim. (lat.) numine Christi] = Paul. Nol. carm. 14,119 et al. 171 usque manes. nam quando feros erumpis in hostes,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ für immer geschützt. Denn sooft Du einen Ausbruch gegen die wilden Feinde unternimmst, 172 angelicae semper praefulgent signa cohortis,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ so strahlen vor Dir stets die Feldzeichen einer Kohorte von Engeln – Sim. (lat.) signa cohortis] cf. eadem sede Lucan. 2,471 ; 7,522 (signa cohortes) 173 donec transactus tibi pacem reddidit annus‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡ bis Dir der Ablauf eines Jahres den Frieden zurückgab, 174 invictae et docuit, pia quid constantia possit.‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ ohne dass Du besiegt warst, und Dich lehrte, was fromme Standhaftigkeit vermag.22 Anm.:22Rhodoman spielt hier auf die Belagerung Magdeburgs durch Kurfürst Moritz von Sachsen vom 4. Oktober 1550 bis zum 5. November 1551 an. [SW] 175 quid tibi pro meritis referam, fidissima nutrix,‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Was soll ich Dir für Deine Verdienste erwidern, meine überaus treue Ernährerin, 176 quae me fovisti totum studiosa per annum?‒‒|‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Die Du mich ein ganzes Jahr hindurch eifrig versorgt hast?23 Anm.:23Gemäß Bioporikon 1561 bis 1562. Der zweiten Erwähnung Magdeburgs auf der Rückreise ist eine ehrende Erwähnung von Rhodomans Lehrer Siegfried Sack (1527–1596) vorbehalten, obwohl dieser von Rhodoman nicht angetroffen wurde. 177 sit tibi prosperitas nullo violabilis aevo.“‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Möge Dir Dein Wohlstand zu keiner Zeit verletzt werden können.“ Sim. (lat.) nullo violabilis aevo] ~ Stat. Theb. 5,258 (nullis violabilis armis) 178 hic nos hospitio consul dignatur aperto‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Hier (in Magdeburg) würdigt uns der Bürgermeister24 einer öffentlichen Bewirtung, Anm.:24Bürgermeister des amtierenden („sitzenden“) Rates im Jahr 1581 waren Thomas Sulze und Johann Martin Alemann (†5. November 1581; dann Hans Olvenstedt). [Auskunft PD Dr. Christoph Volckmar, Stadtarchiv Magdeburg]. 179 vir gravis. at postquam nigras lux quarta tenebras‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ ein bedeutender Mann. Aber nachdem der vierte Tag die nächtliche Dunkelheit )( 5r 180 dispulerat, celeramus iter, nec coeca moratur‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ vertrieben hatte, eilen wir unseres Weges, und nicht hält uns ein finsteres Unwetter 181 tempestas pluviae gravida de nube cadentis.‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ auf in Gestalt eines Regenschauers, der aus einer wassergeschwängerten Wolke herabstürzt. 182 transmeat australi dictum de cardine vicum‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Dann passiert der Wagen das Dorf, welches nach dem südlichen Wendepunkt benannt ist [Sudenburg] 183 axis coenobiumque ferens cognomina Montis‒‒|‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und berührt das Kloster, welches den Beinamen „Berge“ trägt, 184 radit, ubi verae nuper fundamina pacis‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ wo neulich in Sachen des Glaubens ehrenwerte Priester 185 in rebus fidei mystae iecere verendi.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ die Fundamente des wahren Friedens legten.25 Anm.:25Rhodoman bezieht sich hier auf die 1577 ausgehandelte „Klosterbergische Konkordienformel“. [SW] 186 et mox Albiacis a laeva tingitur undis‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Und bald darauf wird er (der Wagen) zur Linken von den Wogen der Elbe benetzt 187 Schonbecumque volat praeter Salsamque salinis‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und fliegt an Schönebeck vorbei und an Salsa [Bad Salzelmen?], fruchtbar 188 foecundam, medioque dies cum vertitur axe,‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ an Salzminen, und als der Tag sich hoch in der Mitte des Himmels wendet, 189 invehimur Calbam, nomen qua perdit in Albi ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ fahren wir in Calbe ein, wo die alte Saale ihren Namen 190 Sala vetus, Thyringiadum regnator aquarum.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ in der Elbe verliert, die Saale, der Herrscher unter den thüringischen Gewässern. Sim. (lat.) Thryringiadum regnator aquarum] cf. Verg. Aen. 8,77 (de Tiberi fluvio: Hesperidum fluvius regnator aquarum) 191 hic Fortuna mihi largo dat prandia sumtu;‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Hier gewährt mir das Glück ein Frühstück mit reichlichem Prunk; 192 Bacchus adest rubro cyathos alboque coronans‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Wein ist zur Stelle, der mit Rot und Weiß die Becher kränzt 193 antiquosque cados retinens. sed ne illa voluptas‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ und in alten Fässern aufbewahrt wird. Aber dass dieses Vergnügen 194 longa foret (sicut longa est vix ulla voluptas),‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ nicht lange dauere (wie ja kaum jemals ein Vergnügen lange währt), 195 fecerunt comites, dirae formidoque pestis.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ dafür sorgten unsere Gefährten und die Furcht vor der schrecklichen Pest. 196 occurrit laeva comitum clarissima sedes‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Zur Linken begegnet der hochberühmte Wohnsitz der Grafen, 197 Barbia et a dextra Bernburgi castra vetusti,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Barby, und zur Rechten das Schloss des sehr alten Bernburg, 198 devexoque Aconae tradit nos Vesper Olympo.‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ und der Abend mit dem abschüssigen Lauf der Sonne übergibt uns der Stadt Aken, Sim. (lat.) devexoque … vesper Olympo] cf. Verg. Aen. 8,280 (devexo … proprior fit Vesper Olympo) 199 urbs vetus illa quidem directis condita vicis,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Hierbei handelt es sich um eine alte Stadt, die mit geraden Straßenzügen gebaut ist, 200 quatuor adverso decorant quam tramite portae‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ welche vier Stadttore mit gegenüberliegenden Wegen schmücken, 201 in formam crucis oppositae, nec mercibus olim‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ die in Form eines Kreuzes einander entgegengesetzt sind, und die einstmals hinsichtlich ihres ausgezeichneten Handels 202 inferior fuit, ut perhibent, tibi Lipsia claris,‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ nicht einmal Dir, Leipzig, unterlegen war, wie es heißt. Sim. (lat.) ut perhibent] parenthesis epica, cf. Verg. georg. 1,247; Aen. 4,179 et al. 203 et situs hoc latum praestare videtur ad Albim.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ Und diese Qualität scheint ihr ihre Lage an der breiten Elbe zu ermöglichen. 204 sed quid non mutat sors et cariosa vetustas?‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Aber was verändert nicht das Geschick und das Verwesung bringende Alter? Sim. (lat.) cariosa vetustas] cf. Prud. cath. 10,141 205 nunc vix oppiduli nomen tutatur agrestis.‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Jetzt bewahrt Aken kaum den Namen einer Landkleinstadt. Sim. (lat.) oppiduli] cf. Hor. sat. 1,5,87 (manuri oppidulo, quod versu dicere non est) 206 transigitur nobis hic inter gaudia noctis ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Hier verbringen wir einen guten Teil der Nacht Sim. (lat.) gaudia noctis] = Ov. epist. 18,107 207 pars bona. quinta dies sed ubi se prodidit orbi ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ in einem freudigen Gelage. Aber sobald sich der fünfte Tag dem Erdkreis geöffnet hatte, Sim. (lat.) prodidit orbi] = Arator act. 1,630 208 coniuge dilectas inter remanere sorores‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ hieß Lemmel seine Gattin im Kreise ihrer geliebten Schwestern verbleiben 209 iussa LEMMELIUS mecum discedit, et illa‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und geht mit mir fort, und in jener Nacht 210 nos Cota nocte tenet. nihil hic optabile defit:‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ beherbergt uns Köthen. Nichts Wünschenswertes fehlt uns hier: 211 aulaedi26 variis mulcent concentibus aures‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Flötenspieler schmeicheln mit mannigfachen Gesängen unsere Ohren, Crit. (lat.) auloedi deliberat [SW]Anm.:26Infolge der mittelalterlich-monophthongischen Schreibweise auledi sind ae und oe (die dann beide mittelalterlich als e geschrieben werden) in der Folgezeit nicht mehr klar differenziert. Wieweit der Gräzist Rhodoman sein sicherlich vorhandenes besseres Wissen dann gegen die orthographischen Usancen seiner Zeit umsetzte, bleibt ungewiss. )( 5v 212 hospite sic curante, tibi qui multa favoris‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ wobei unser Gastgeber hierfür sorgte, der Dir, Andreas (Lemmel), viele Zeichen 213 signa dat, Andrea. nec enim tenus ore, sed ipsis‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ seiner Zuneigung darbietet. Nicht nämlich nur dem Munde nach, sondern durch konkrete 214 affinem rebus se declaravit amicum.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ Leistungen bekundete er seine freundschaftliche Verbundenheit. 215 interea somno dum tempora iusta negamus,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Inzwischen, während wir dem Schlaf die ihm gebührende Zeit verweigerten, 216 excitum Stygio nobis sese obiicit antro ‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ begegnete uns das aus dem Abgrund der Unterwelt emporgekommene Ungeheuer (die Pest), Sim. (lat.) Stygio … antro] de iunctura cf. Sil. 13,423; Prud. c. Symm. 1,356 217 (horresco referens) monstrum, quod protinus omnem‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ bei welcher Erinnerung mich schaudert: Dieses zerstörte sogleich alle Fröhlichkeit Sim. (lat.) horresco referens] = Verg. Aen. 2,204 (Aeneas de anguibus a Tenedo ad Laocoonta proficiscentibus narrat) 218 laetitiam delevit iterque inamabile fecit.‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ und machte uns die Reise unerfreulich. 219 sexta dies aderat: Montem Regionis, ut arcem‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Der sechste Tag (der Reise) war da: Landsberg, wie man die Festung 220 cum pago vocitant, petimus temone citato‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ mit dem Landbezirk nennt, erstreben wir mit schnellem Wagen 221 et prope Delitium; per fertilis aequora campi ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ und das nahegelegene Delitzsch; durch eine Ebene fruchtbaren Feldes Sim. (lat.) aequora campi] = Lucr. 3,1002; Nemes. cyn. 269 222 pergimus ad muros, geminus quos alluit amnis‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ reisen wir zu den Mauern (Leipzigs), welche zwei Flüsse bespülen: 223 Pleissa minor fortisque trahens cognomen Elyster.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ die kleinere Pleiße und die Elster, die den Beinamen „die starke“ führt (?; heute „Weiße Elster“). 224 huc ferimur tandem, cum vespera prima calendas‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Hierher gelangen wir schließlich, als der frühe Abend den ersten Oktobertag 225 Octobris, sacrae finiret et otia lucis.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ und die Muße des heiligen Sonntages beendete. 226 hic ego non aliter, quam si mercator onustus‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Hier betrete ich eine gepflegte Herberge, nicht anders, als wenn ich 227 aere forem (quo nostra tamen valde indiga merx est:‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ ein mit Geld beladener Kaufmann wäre27 (demgegenüber ist jedoch Anm.:27Wieder ein zeitkritischer, „satirischer“ Zug. 228 quis modo Pieridum pro mercibus aera rependat?),‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ unsere Ware sehr minderwertig; denn wer würde für die „Waren“ 229 hospitium subeo lautum, quod turba frequentat ‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ der Musen Geld bezahlen?); diese Herberge frequentiert die vom arkadischen Sim. (lat.) turba frequentat] = Ov. fast. 3,251 230 Arcadio dilecta deo, cui dulce lucellum est,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Gott (Hermes) geliebte Schar (d.h. Kaufleute), der stets ein kleiner Gewinn angenehm ist; Sim. (lat.) Arcadio dilecta deo] hic de Mercurio, cf. Prop. 1,18,20 (de Pane: Arcadio pinus amica deo) dulce lucellum] = Hor. epist. 1,18,102 231 et simul accumbens, simul optima fercula sumens‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ ich nehme zusammen mit ihnen (den Kaufleuten) Platz, nehme zusammen mit ihnen beste Speisen zu mir. 232 et simul evacuans spumantis pocula Bacchi ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Leere zusammem mit ihnen Becher von schäumendem Wein Sim. (lat.) pocula Bacchi] = Verg. Aen. 3,354; Ov. fast. 3,301 233 sum quasi mercator; sed me vox dissona prodit‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und bin gewissermaßen ein Kaufmann; aber meine ganz anders klingende Sprechweise verrät mich, 234 bisque duos insumo dies, noxque additur una,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ und ich beanspruche zweimal zwei Tage, und noch eine Nacht wird hinzugegeben, 235 per vicos dum, clara, tuos, per templa, per aedes‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ während ich durch Deine Stadviertel, durch Deine Kirchen und durch Deine Gebäude, 236 lumine suspenso, cupido pede, Lipsia, oberro,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ berühmtes Leipzig, mit aufmerksamem Auge und unermüdlichem Fuß umherirre, 237 cor avidum saturans variarum indagine rerum.‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡ mein gieriges Herz sättigend durch die Besichtigung verschiedener Sehenswürdigkeiten. Sim. (lat.) indagine rerum] = Mar. Vict. aleth. praef. 2 238 quid varias referam merces, quas congerit illuc‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Was soll ich von den verschiedenen Importwaren berichten, welche dort (in Leipzig) zusammenhäuft Crit. (lat.)v. 238‒241: versus traduntur etiam apud Ritterum in Cosmographia prosimetrica (p. 446) 239 Albis, Arar, Rhenus, Tamesis, Padus, Ister, Iberus,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ die Elbe, die Saône, der Rhein, die Themse, der Po, die Donau, der Ebro, Crit. (lat.) Tamasis RitterSim. (lat.)v. 239sq.: cf. Sidon. carm. 5,208 (Rhenus, Arar, Rhodanus, Mosa, Matrona, Sequana, Ledus, / Oltis, Elaris, Atax, Vacalis) 240 Nilus et Euphrates et, quem bibit India, Ganges ‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ der Nil, der Euphrat und der Ganges, aus welchem Indien trinkt, Sim. (lat.) quem bibit India, Ganges] cf. Ov. met. 4,21 (qua cingitur India Gange) )( 6r 241 inque novo plures quas repperit orbe Columbus.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ ferner all die zahlreichen (Waren), welche Columbus in der Neuen Welt erschlossen hat?28 Crit. (lat.) quas Ritter: quos ed.Anm.:28Mit der hier aufgenommen Lesart Ritters wird die von Columbus erschlossene Neue Welt mit ihren Erzeugnissen den „Waren“ der alten Welt entgegensetzt. 242 quid celebrem tantis constructas molibus aedes,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Was soll ich die aus so massiven Materialien errichteten Gebäude preisen, Sim. (lat.) molibus aedes] = Paul. Nol. carm. 27,458 243 queis se Teutoniae primas iactaverit urbes‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ mit denen Leipzig stolz seine Stellung unter den ersten Städten Deutschlands 244 inter et, ut par est, respondent sumtibus artes.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ bekräftigt hat und worin, wie es angemessen ist, die Kunst dem Aufwand entspricht? 245 tota fori regio nitet auro, marmore fulget‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡ Die ganze Umgebung des Marktplatzes strahlt von Gold und leuchtet von Marmor 246 Phidiaco, splendet regali curia luxu.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ wie demjenigen des Phidias; das Rathaus glänzt von königlichem Luxus. Sim. (lat.) splendet regali curia luxu] cf. Verg. Aen. 1,637 (at domus interior regali splendida luxu) 247 quid moror? antiquos ita vix habitasse putandum est‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Was zögere ich noch? Man darf kaum annehmen, dass im Altertum so gewohnt haben Sim. (lat.) quid moror?] = Verg. Aen. 4,325; 6,528 et al. 248 Ausonidum et Graium proceres, non Inachus aula‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ die Edelsten der Römer und Griechen; nicht einmal (der Flussgott) Inachus, nicht einmal Sim. (lat.) Graium proceres] = Val. Fl. 5,386 249 tali se clarum, non Romulus ipse ferebat.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ (der Gründer Roms) Romulus konnten sich stolz als berühmte Besitzer eines solchen Hofes bezeichnen. 250 quid mores hominum memorem vocisque lepores ?‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Was soll ich nun noch von den Sitten der Menschen sprechen und der Eleganz ihrer Sprache? Sim. (lat.) mores hominum] cf. eadem sede Hor. ars 142 251 cultius haud aliud, qua se Germania tendit.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Es gibt nichts Kultivierteres, so weit sich Deutschland erstreckt. 252 quid geniale solum dicam? quid florida circum‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ Was soll ich von der Zeugungskraft des Bodens sagen? Was von den blühenden Sim. (lat.)v. 252sq.: florida … / tempe] cf. Anth. 941,11 253 tempe? quid fluvios? quid commoda caetera narrem?‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Waldtälern ringsum? Was von den Flüssen? Was soll ich von den übrigen Vorzügen berichten? 254 haec alii cecinere; mihi fuit una voluptas‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Von diesen Punkten haben schon andere im Lied gekündet;29 mein einziges Vergnügen war es, Anm.:29Eine eindrückliche Beschreibung des Leipziger Marktes findet sich auch in dem Hodoeporicon des Jacobus Micyllus über eine Reise von Wittenberg nach Frankfurt/Oder (VD16 M 6111). Vgl. dazu Ellinger, Georg (1929): Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im sechzehnten Jahrhundert. Bd. II: Die neulateinische Lyrik Deutschlands in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Berlin/Leipzig, 38. 255 doctorum gratam mihi conciliare virorum‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ mir dankbare Bekanntschaft mit gelehrten Männern zu verschaffen; 256 notitiam: longa ista viae mihi lucra petuntur.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ das ist der Lohn, den ich von der langen Reise erstrebe. 257 primus erat veri mihi SELNECCERUS amoris‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡ Der erste (gelehrte Mann) war für mich SELNECKER 30, der Argumente für die wahre Liebe (Christi) anführt, Anm.:30Nikolaus Selnecker (1530–1592), evangelischer Theologe. 258 argumenta ferens, longum quem Christus in aevum ‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ den Christus für lange Zeit bewahren möge Sim. (lat.) longum … in aevum] cf. Hor. epist. 1,3,8 ; Ov. ars 3,657; Pont. 4,8,7 et al. 259 praesidium lumenque sui conservet ovilis,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ als Beschützer und strahlendes Licht seiner Herde, 260 fortiter ut rabidos fidei depugnet in hostes‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ damit er tapfer gegen die rasenden Feinde des Glauben kämpfe 261 eloquio, quo coelipotens se spiritus armat,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ mit der Beredsamkeit, mit welcher sich der Heilige Geist bewaffnet, Sim. (lat.) coelipotens] cf. Prud. apoth. 660 (de Christo) 262 seu levet afflictos seu colla superba retundat.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ mag er unglückliche Menschen wieder emporheben oder hochmütige Nacken beugen. Sim. (lat.) cf. Verg. Aen. 6,853 (parcere subiectis et debellare superbos) 263 Mauritiusque sui mihi pignora certa favoris‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Und Moritz STEINMETZ31 erwies mir deutliche Zeichen seiner Zuneigung, Anm.:311529–1584; Leipziger Arzt und Astronom. 264 exhibuit medicam tractans, STEINMETZIUS artem‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ der die Kunst der Medizin traktiert; 265 non minus eventu felici ac pectore docto,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ nicht weniger ist er mit seinem gelehrtem Herzen, welches glücklich Ereignisse voraussagt, 266 Uraniae mystes, quo vix solertior alter,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ ein Eingeweihter der Urania (Muse der Astrologie); kaum ein anderer ist geschickter als er, 267 explicat altivagi cursumque et sidera coeli.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ wenn er den Lauf der Sterne, die hoch am Himmel schweifen, erklärt. Sim. (lat.) altivagi] vox rarissima, cf. Chalc. comm. 76 ; Sisebut. 20 sidera coeli] = Verg. georg. 2,1 et al. )( 6v 268 hic me cum placidis mensa dignatur amicis‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Er befindet mich mit unseren lieben Freunden eines Gastmahls für würdig 269 hospitiumque ultro defert, ne caetera dicam,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und trägt mir seinerseits eine Bewirtung an, damit ich nicht über alles Weitere spreche, 270 quae sincerus amor patriae et coniunctio terrae‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ was ihn seine aufrichtige Liebe zum Vaterland und die enge Verbindung unserer Länder Sim. (lat.) sincerus amor] cf. eadem sede Mar. Vict. aleth. 3,633 271 officio deferre mihi iussere fideli.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ mir in treusorglicher Pflichterfüllung anzutragen hieß. 272 hic, WALTHERE, tui mihi limina pandis amoris,‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Hier öffnest auch Du, WALTHER,32 mir die Schwelle zu Deiner Zuneigung, Sim. (lat.) limina pandis] cf. Verg. Aen. 6,525 (l. pandit) et al.Anm.:32Bartholomäus Walther (†1590), Leipziger Ethikprofessor, ab 1588 Rektor in Schulpforta. [SW] 273 cui quam voce doces, placidam regit Ethica mentem.‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ dessen friedliches Herz geleitet wird von der Ethik, die Du in der Lehre unterrichtest. 274 et tu siderei scrutans mysteria cursus,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Und auch Du, der Du ebenfalls die Geheimnisse des Sternenlaufs erforschst, 275 Mauritii frater, dulci mihi iungere nexu,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Du, Bruder Moritzens,33 wirst von mir in liebevoller Verbindung eingeschlossen, Anm.:33Valentin Steinmetz (ca. 1547–1597). 276 quem vis nulla mihi, nullum dissolverit aevum.‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Du, den keine Gewalt und kein Zeitalter (von mir) trennen könnte. 277 tu quoque, amicitiae non ultima portio nostrae,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Auch Du, nicht der letzte Teil unseres Freundeskreises, 278 TRUBENBACHE, venis, logicen cui tradit Apollo.‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ TRUBENBACH,34 kommst dazu, dem Apoll die Logik ans Herz legt. Anm.:34Offenbar Wolffgang Trübenbach, Leipziger Physikprofessor (1542–1598). 279 vos etiam censere novos iuvat inter amicos‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Und auch Euch freue ich mich unter unsere neuen Freunde zu rechnen, 280 Finckelthusiacae duo candida pectora gentis.‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ ihr beiden aufrichtigen Herzen aus der Familie Finckelthaus35. Anm.:35Hierzu gehört wohl der aus Leipzig stammende, später in Lübeck tätige Jurist und Dichter Lorenz Finckelthaus (1555–1606); ob Rhodomans Ilfelder Kommilitone Wolfgang Finckelthaus, der in seinen Altgriechischdichtungen als Nordhäuser firmiert und ebenfalls Jurist war (vgl. Freys Elegia), auch aus Leipzig stammte und möglicherweise dessen Bruder war (vgl. Lizel 1730, 123f.), ist völlig ungewiss. 281 nec te praeteritum nunc, optime IANE, putabis,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Und auch Du, bester JANUS,36 wirst Dich jetzt nicht für übergangen ansehen, Anm.:36Ein Sohn der Familie Steinmetz, mit dem Rhodoman enger befreundet war. Er ist sicherlich identisch mit dem Johannes Steinmetz, dem Rhodoman zusammen mit Freunden 1584 ein griechisch-lateinisches Epithalamion widmet. Siehe Rhod. Steinm. Die Leipziger Matrikel verzeichnen einen Johannes Steinmetz aus Leipzig, der sich 1579 immatrikulierte und 1592 zum Doktor der Medizin promoviert worden ist. Zu seiner Promotion trug Rhodoman einen ganzen Gedichtzyklus bei, siehe Rhod. Trias. 1‒4 [SW]. Vor dem Medizinstudium war er Neander Schüler in Ilfeld (als solcher firmiert er 1577 in den Carmina nuptialia … in nuptiis … Iohannis Rallae, Leipzig 1577; vgl. auch das erste Gedicht der Trias mit dem Untertitel παιδεία, welches den beiden späteren, φυσική und ἰατρική, vorausgeht). Ein Sohn von ihm ist der Poeta Laureatus Johannes Steinmetzius Secundus Hermundurus, in dessen Sylvae Iuveniles (Prag 1611) sich ein Zyklus von fünf polymetrischen Trauergedichten zu Rhodomans Tod befindet (S. 101–103). Im ersten will sich der Dichter eilenden Fußes von Leipzig zu Rhodomans Sterbeort Wittenberg begeben (S. 102: o quam quam pede praepete / Hinc Lipsia irem Leucorin), womit das dem Dichter wohl durch seinen Vater bekannte Iter Lipsicum Rhodomans, in welchem dieser den Vater in Leipzig besuchte und aus diesem Anlass ehrend erwähnte, gewissermaßen in der literarischen Fiktion umgekehrt wird, indem ein Steinmetz aus Leipzig zu Rhodoman (d.h. zu dessen Grab) aufbricht. 282 quo domus ad nitidum Steinmezia surgit honorem.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ durch welchen sich das Haus Steinmetz zum Himmel erhebt. 283 tu lateri nostro comes indivulsus adhaeres,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ Du hängst als unabtrennbarer Gefährte an meiner Seite, 284 dum lego, dum relego vestram memoranda per urbem.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ während ich in Eurer Stadt alles Bemerkenswerte aufsuche und wieder aufsuche. 285 te duce veriloquis collegia dedita Musis ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ Unter Deiner Führung betreten wir die Kollegien, die den die Wahrheit verkündenden Musen Sim. (lat.) veriloquis] vox potius pedestris 286 ingredimur; duce te tot millia clausa librorum‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ gewidmet sind; unter Deiner Führung besichtige ich soviel Tausende eingeschlossener Bücher 287 et pictas lustro tabulas et mira dearum‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und Gemälde und erstaunliche Arbeitsmittel 288 organa Pegasidum tacitis latitantia capsis;‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ der göttlichen Musen, in verborgenen Kapseln versteckt; Sim. (lat.) Pegasidum] cf. Prop. 3,1,19; Ov. epist. 15,27 et al. 289 te duce doctorum video simulacra virorum‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ unter Deiner Führung sehe ich die Statuen der gelehrten Männer 290 atque Mosellani spithamas vix quatuor altam‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und (darunter) das Bild des Petrus Mosellanus,37 welches kaum vier Spannen hoch ist, Anm.:371493–1524; Humanist, der in Leipzig starb. Das Grab befand sich in der Nikolaikirche vor deren Umbau; in kopialer Überlieferung erhalten haben sich eine längere lateinische Inschrift von einer ehernen Tafel und von dem Grabstein selbst der in V. 292 zitierte und in V. 293 von Rhodoman übersetzte griechische Vers. 291 effigiem Petri, notat hoc quem carmine saxum:‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ den eine Steininschrift mit diesem Gedicht bezeichnet: Sim. (lat.) notat hoc quem carmine saxum] cf. Ov. met. 2,326 (de tumulo Phaëtontis: signant quoque carmine saxum) 292 ‚Μικρὸς ἔην ῥώμην οὗτος, γνώμην δὲ μέγιστος.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ „Dieser Mann war klein an Stärke, aber der Größte im Geiste. 293 Corpore parvus erat, sed pectore maximus iste.‘‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Er war körperlich klein, aber in seinem intellektuellen Format riesig.“ 294 Et quid plura? satis bonitas tua pignoris edit,‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Und was gibt es noch mehr zu sagen? Deine gütige Haltung erweist mir schon genug Unterpfand (der Zuneigung) dadurch, Sim. (lat.) et quid plura?] cf. eadem sede Lucan. 2,642 ; Stat. Theb. 9,799 295 quod sub doctiloquo florens Ilefelda Neandro ‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ dass einst das unter den gelehrten Worten Neanders erblühende Ilfeld Sim. (lat.) doctiloquo] Claud. carm. min. app. 5,4 (doctiloqui … Maronis); de Sacco cf. etiam infra v. 357 ; de Neandro cf. primum Mauerum in responsione ad Mau. data v. Rhod. Mau. 41 et 45 296 te mihi non ficto quondam sociarit amore.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡ Dich mit mir in nicht vorgetäuschter Zuneigung verbunden hat. Sim. (lat.) non ficto … amore] cf. Lucr. 4,1192 (nec mulier semper ficto suspirat amore) )( 7r 297 venerat, Octobres iam lux quae proxima Nonas‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Es war gekommen der Tag, der bereits als letzter dem ersehnten 7. Oktober 298 anteit optatas, ubi linquere cogor amicos.‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ vorausgeht, an welchem Tag ich gezwungen bin, meine Freunde zu verlassen. 299 Lipsia clara, vale: proprium decus adsere Musis ‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Berühmtes Leipzig, lebe wohl; sprich Deine eigene Zierde ganz den Musen zu 300 et proprium Christo: feliciter omnia cedent.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ und sprich sie ganz Christus zu; so wird Dir alles in glücklicher Weise ausgehen. 301 ergo Ranstadium, sapiens ubi Morio natus‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Also durchfliegt unser Wagen schnell (Mark)Ranstädt, wo der weise Narr38 Anm.:38Claus Narr aus Ranstädt (ca. 1455–1530), der berühmte „Hofnarr“. 302 dicitur, et Luzam noster cito pervolat axis ‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ geboren sein soll, und Lützen, Sim. (lat.) cito pervolat axis] cf. Iuv. 1,60 (pervolat axe citato) 303 post mediumque diem Niveae nos subvehit Arci.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ und am Nachmittag fährt er uns in die schneeweiße Festung [Weißenfels]. 304 hic cum LEMMELII germano legimus uvas‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Hier sammeln wir mit dem Bruder LEMMELS reife Weintrauben, 305 maturas, et praela novum dant fervida mustum,‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und die rotierende Presse erzeugt neuen Most. 306 per biduumque illic nos detinuere sodales‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Und zwei Tage hindurch hielten uns dort unsere Freunde fest 307 colloquiis, ludis, concentibus; omnia, laetos‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ mit Gesprächen, Spielen und gemeinsamem Gesang; alles, was unsere 308 quae faciant animos, hic promit amica facultas.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Herzen in Freude zu versetzen vermag, bieten uns hier die Mittel unserer Freunde. 309 altera post Nonas lux nos tulit inde frequentes‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ Der zweite Tag nach dem siebenten Tag (des Oktober) trug uns von dort 310 per villas, per agros cultos, per vivida tempe.‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ durch dichtbewohnte Städte, durch bebaute Felder, durch lebendige Täler. 311 dextera Marspurgum nobis ostendit, at isthinc‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Die rechte Seite zeigt uns Merseburg, aber von dort 312 atra lues suadet cautos deflectere cursus,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ rät die schwarze Seuche uns vorsichtig unsere (Wagen)Bahn fernzuhalten, Sim. (lat.) atra lues] cf. Sil. 7,356; Mart. 1,78,2 313 plus quam mille homines ubi menstrua luna voravit.‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ wo ja (in Merseburg) eine Monatsfrist mehr als tausend Menschen dahinraffte. Sim. (lat.) menstrua luna] cf. eadem sede Verg. georg. 1,353 314 illustrabat humum cum sol altissimus, Halae ‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Als die Sonne auf ihrem höchsten Stand den Boden erwärmte, überfahren wir Sim. (lat.) sol altissimus] cf. eadem sede Ov. met. 3,50; 11,353 315 transgredimur pontem: sed non data copia fontem‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ die Brücke nach Halle; aber es ergab sich keine Gelegenheit, die Salzquelle Sim. (lat.) non data copia] cf. eadem sede Ov. met. 11,786 (non est data copia mortis) 316 tunc salis et crebris decoratam turribus arcem‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡ und die mit hohen Türmen verzierte Burg zu dieser Zeit zu besichtigen 317 eximiasque domos speciosaque visere templa:‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ sowie die herausragenden Häuser und die schönen Kirchen: Sim. (lat.) speciosaque visere templa] ~ Aetna 568 (operosaque visere templa) 318 pestiferas adeo spargebat Apollo sagittas.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ so heftig verbreitete Apoll gerade seine pestbringenden Pfeile.39 Anm.:39In Anspielung auf die durch Apoll ins Heerlager der Griechen vor Troja geschickte „Pest“. Vgl. Hom. Il. 1,9f.43‒52 . [SW] 319 ergo Gibichstenium munitam praesulis arcem,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Also passieren wir Giebichenstein, die befestigte Burg 320 Parthenopaea, tui Petrinique ardua montis ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ des Erzbischofs von Magdeburg, und die steile Anhöhe von Petersberg, Sim. (lat.) ardua montis] = Verg. Aen. 8,221; 11,513 et al. 321 culmina transimus, qua Saxonis ora propinquam‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ wo die sächsischen Gefilde auf den nahegelegenen 322 suspicit Hercyniam, patriae incunabula nostrae.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒ Harz blicken, meine Geburtsstätte und mein Vaterland. 323 fertilis hic iterum vectos per iugera campi ‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ Hier empfing uns wiederum in den Fluren der fruchtbaren Felder, Sim. (lat.) per iugera campi] = Stat. Theb. 1,568 324 Sorbecum praeter Cota nos accepit, Olympum ‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ jenseits von Zörbig (?) gelegen, die Stadt Köthen, wo die Nacht Sim. (lat.)v. 324sq.: Olympum / … stelligerum] cf. Sen. Herc. O. 1907 (stelligeri vector Olympi) 325 Nox ubi stelligerum fuscis amplectitur alis.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ den sterntragenden Himmel mit schwärzlichen Flügeln umfängt. Sim. (lat.) nox … fuscis amplectitur alis] ~ Verg. Aen. 8,369 (nox ruit et fuscis tellurem amplectitur alis) 326 postea non miti nos adspirante reduxit‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡ Der nächste Tag führte uns unter dem Wehen eines nicht freundlichen Windes )( 7v 327 lux Aconam vento; tunc nos Hymenaeus amicis‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ nach Aken zurück; dann lud uns der Hochzeitsgott zu einem Festschmaus von Freunden ein 328 adiungens epulis faciles ex tempore Musas ‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und mahnte meine Musen, die sich leicht zu improvisierendem Dichten bereitfinden, 329 vota monet castis solennia condere taedis.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ einen feierlichen Glückwunsch für diese keuschen Hochzeitsfackeln zu verfassen40. Sim. (lat.) castis … taedis] cf. Verg. Aen. 7,71 (castis adolet dum altaria taedis)Anm.:40Rhodoman verfasste zahlreiche Hochzeitsgedichte. 330 tres fluxere dies, et nos Roseburga per undas‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Drei Tage vergingen (dort), und dann setzte uns Rosenburg, nachdem wir Sim. (lat.) fluxere dies] cf. Paul. Nol. carm. 16,38; 21,16 331 transvectos Salae Bardorum sistit in arvis.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ die Fluten der Saale überquert hatten, in die Fluren von Barby (?), Crit. (lat.) Barborum deliberat [SW] 332 iamque micant iterum turres, quos duxit Othonis ‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ und schon leuchten vor uns wieder die Türme (Magdeburgs), welche die Fürsorge 333 sceptrigeri pietas ad celsi nubila coeli,‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ des zeptertragenden Otto bis in die Wolken des ragenden Himmels emporzog, Sim. (lat.) nubila coeli] = Lucr. 1,6 et al. 334 Vandalicis quando minuit sua regna colonis.‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ als er sein Reich für die Wandalischen Siedler befestigte (?). 335 hic olim ficta sub relligione pudendum‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ Hier verehrte man einstmals unter der heidnischen Religion die schändliche 336 numen Acidaliae, Charitum et simulacra colebant,‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Gottheit der Liebe und Götzenbilder der Grazien, 337 nomina et hinc urbi restant, insignia restant.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ und aus dieser Zeit bleibt der Stadt ihr Name, bleibt ihr Abzeichen.41 Anm.:41Das Magdeburger Stadtwappen zeigt eine Frau mit Kranz auf einem Stadttor. Rhodoman bezieht sich hier auf die antikisierende Gründungslegende Magdeburgs. Im Mittelalter leitete man den Namen Magdeburg/Parthenopolis von einem durch Julius Caesar gegründeten Diana-Tempel ab. Ab dem 15. Jahrhundert trat an die Stelle der Diana die Liebesgöttin Venus und ihr Gefolge, etwa in der Saxonia (Köln 1520) von Albert Krantz, der „Croneken der Sassen“ (Mainz 1492) von Konrad Bote und später der „Chronica der Sachsen und Nidersachsen“ (Wittenberg 1589) von Johannes Pomarius. Vgl. dazu Bierende, Edgar (2002): Lucas Cranach d.Ä. und der deutsche Humanismus: Tafelmalerei im Kontext von Rhetorik, Chroniken und Fürstenspiegeln. München, 213‒218 (Kapitel: „Venus und Amor“ [1508] und die auf Julius Caesar zurückgehende Burggrafenschaft zu Magdeburg). [SW] 338 condiderat nondum roseus sua lumina Phoebus ‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ Noch nicht hatte der rosenfarbige Sonnengott sein Licht versinken lassen, Sim. (lat.) roseus … Phoebus] cf. Verg. Aen. 11,913 339 a terra tantum distans, quantum eminet arbos.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒ vom Horizont soweit entfernt, wie ein Baum emporragt: 340 intramus portas et noti consulis aedes.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ Da betreten wird die Pforten (von Magdeburg) und das Haus des uns bekannten Bürgermeisters. 341 urget amor, stimulat reverentia visere SACCUM ‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Die Zuneigung drängt mich, der Respekt treibt mich an, (Siegfried) SACK aufzusuchen, Sim. (lat.) urget amor] = Sil. 5,427 v. 341‒344: de re cf. Rhod. Biop. 121‒125 342 spectatum bonitate virum, cui nostra Latini‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ einen durch seine Tugend bewährten Mann, dem unsere Muse die Grundlegung der 343 carminis auspicium, Graii ceu Musa Neandro ‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ lateinischen Dichtung zu verdanken hat, wie sie diejenige der griechischen dem Neander Sim. (lat.) carminis auspicium] = Avien. orb. terr. 10 344 debet: ab his Helicon aliquos mihi sufficit haustus.‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ verdankt:42 Dank dieser Männer gewährt mir der Helikon einige Schlucke (vom Musenwasser). Anm.:42Vgl. Rhod. Biop. 123 –125. 345 bis duo lustra mihi studiosae abiere iuventae,‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒ Zweimal zwei Jahrfünfte meiner eifrig bemühten Jugendzeit vergingen (?), Sim. (lat.) bis duo lustra] cf. etiam Rhod. Inscr.Burgg. 38 346 cum tria lustra ferens patriae communis ab oris ‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ als ich im Alter von drei Jahrfünften43 von den Gefilden unserer gemeinsamen Vaterstadt (Nordhausen), Sim. (lat.) patriae communis ab oris] ~ Verg. Aen. 1,1 (Troiae qui primus ab oris)Anm.:43Von 1561 bis 1562 hielt sich Rhodoman gemäß Bioporikon in Magdeburg auf, also im Alter von ca. 15 Jahren. Die Zahlenangabe im vorigen Vers ist schwer verständlich und vielleicht korrupt. 347 discendi cupido perductus amore magistrum‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ geleitet von dem begierigen Verlangen zu lernen, diesen (Mann) 348 hunc adii; benefacta viri quid plurima narrem?‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ als Lehrer (in Magdeburg) aufsuchte; was soll ich erzählen von den zahllosen Wohltaten des Mannes? 349 suscipit auxilioque inopem solatur alumnum‒◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Er nimmt mich auf, unterstützt tröstend seinen mittellosen Zögling 350 et, quod praecipuum est, facilem mihi monstrat ad amnes‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ und zeigt mir (was seine vornehmliche Leistung ist) einen leichten Zugang 351 Castalios aditum. sed quae mea saepe moratur‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ zu den Musenquellen. Aber das unglückliche Geschick, welches meinem Glück 352 commoda, tunc etiam sors obstitit improba coeptis.‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ oft hinderlich ist, trat auch dann unverschämt meinen Vorhaben entgegen. 353 non etenim licuit mites cognoscere vultus,‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒ Es ergab sich nämlich keine Gelegenheit, das freundliche Antlitz (Sacks) zu schauen, Sim. (lat.) cognoscere vultus] = Ov. met. 11,467 et al. )( 8r 354 non licuit vivas audire et reddere voces.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒ und es ergab sich auch keine Gelegenheit, lebendige Worte (von ihm) zu hören und zu erwidern. Sim. (lat.) ~ Verg. Aen. 1,409 (non datur ac veras audire et reddere voces); Catull. 64,166 (nec missas audire queunt nec reddere voces) 355 nec, SCHROEDERE, mihi tecum fit copia fandi,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Und auch mit Dir, SCHRÖDER,44 zu sprechen, findet sich keine Gelegenheit, Sim. (lat.) copia fandi] clausula Vergiliana, cf. Aen. 1,520; 11,248,248.378 Anm.:44Nicht genau zu identifizierende Person. Vielleicht handelt es sich um Johannes Schröder (GND 119824418), der in der Zeit zwischen 1580 bis 1598 in Verbindung zum Domkapitel in Magdeburg als Verfasser und Beiträger unterschiedlicher Schriften erscheint. In einer der Schriften (De excellentia et dignitate hominis […], Magdeburg 1580 = VD16 ZV 14176) unterzeichnet er mit I(uris) u(triusque) L(icentiatus), was ihn als Juristen ausweist. [SW] 356 interpres legum doctissime, quem schola notum‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Du hochgelehrter Erklärer der Gesetze, den die Schule 357 doctiloqui quondam Sacci mihi sedula fecit.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ des gelehrten Sack, in der wir beide eifrig lernten, mir einstmals zum Bekannten machte. Sim. (lat.) doctiloqui … Sacci] cf. Claud. carm. min. app. 5,4 (doctiloquique … Maronis); de Neandro vid. etiam supra v. 295 358 quod restat, triduo nos per loca nota revexit‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ Was noch verbleibt: In (den nächsten) drei Tagen geleitete uns durch (von der Hinfahrt her) bekannte Orte 359 angelus ipse DEI. prima nos luce recepit‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ der (Erz)engel GOTTES persönlich [Michael, Patron der Lüneburger Schule?] zurück. Am ersten Tag nahm uns auf 360 Garlebium, Virena dehinc; ut tertia vero‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Gardelegen, dann Wieren; sobald jedoch der dritte 361 Idibus Ausoniis, nato et pro more piorum‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Tag an den römischen Iden (am 15. Oktober), und zugleich der nach der Sitte frommer Leute 362 sacra Dei, †auro auro† gelidas exciverat auras,‒◡◡|‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ dem Sohn Gottes geheiligte (Sonn)Tag, die kalten Schatten der Morgenröte (?) emporgerufen hatte, Crit. (lat.) auro auro ed.: num Aurorae ?Sim. (lat.) gelidas … auras] de iunctura cf. Lucr. 3,300 (gelidas citius per viscera concitat auras) 363 flectit Ulysseam veteremque allabitur urbem‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡ umfährt unser Wagen Uelzen und rollt zu der alten Stadt [Altenmedingen, wo ein Kloster von Zisterziensierinnen bestand?]; 364 rheda; sacris olim fuit haec addicta puellis,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒ diese war von altersher heiligen Nonnen zugewidmet; 365 cum veteri sacrum ritu nunc perdidit usum.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡ jetzt hat sie zusammen mit dem alten (katholischen) Kult diesen geheiligten Brauch verloren. 366 vana hominum sancita: Dei vox durat in aevum.‒◡◡|‒‒|‒◡||◡|‒||‒||‒◡◡|‒◡ Nichtig sind die Festlegungen der Menschen; nur das Wort Gottes bleibt in alle Ewigkeit erhalten. 367 iamque manus quartam signabat vesperis horam,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡ Und schon bezeichnete die Hand (der Sonnenuhr) die vierte Stunde des Abends, 368 cum mea me salvum domus et schola salva recepit.‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ als mich, unbeschadet, endlich mein Haus und meine Schule, ebenfalls unbeschadet, zurückerlangte. 369 gratia, Christe, tibi, quod nos per mille viarum‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡ Dank (sei) Dir, Christus, dass Du mich nach tausend Gefahren 370 casus, per saevae contagia lurida pestis ‒‒|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ der Reise, nach der blassmachenden Gefahr einer Ansteckung mit der greulichen Seuche Sim. (lat.) contagia … pestis] cf. Lucan. 6,89 (contagia pestis) 371 incolumes reddis: fac, ut tibi grata geramus‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ ohne Schaden (der Heimat) zurückgibst; lass mich Dir gefällige Dienste erweisen 372 ad finem; finemque ideo tibi carminis huius‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡ bis zu meinem Lebensende; und daher widme ich Dir das Ende dieses Gedichtes, 373 dedico, quod fidis me texere iuvit amicis.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ welches für meine treuen Freunde zu weben mir Freude bereitete.45 Anm.:45Hier ist sicherlich unter anderen an den Reisebegleiter Andreas Lemmel und eben jenen Johannes/Jan Steinmetz zu denken, dem sich Rhodoman offensichtlich besonders verbunden fühlte. Weitere mögliche Adressaten des Gedichtes sind die im Druck durch Majuskeln markierten Personen: Sack, Schröder, Selnecker, Trubenbach und Walther. [SW]
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