Inschriftliches Grabgedicht für den Walkenrieder Rektor Johannes Mylius (konjektural zugewiesen von Thomas Gärtner)
Lat.
1 Conditur hic Mylius, multos qui gnaviter annos‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒ Hier liegt verborgen [Johannes] Mylius, der viele Jahre lang mit Eifer Crit. (lat.) gnaviter] Kagerer: graviter EckstormSim. (lat.) conditur hic] = Auson. epitaph. 6,1 gnaviter] adverbium in poesi classica raro legitur, cf. Ter. Eun. 51 2 praefuit huic pura relligione scholae.‒◡◡|‒‒|‒||‒◡◡|‒◡◡|‒ diese Schule leitete im Sinne der unverfälschten [lutherischen] Religion. 3 moribus humanus, bonus artibus, ore disertus,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡ In seinem Charakter freundlich, in der Wissenschaft trefflich, in der Rede gewandt1 Sim. (lat.) ore disertus] vide etiam Rhod. Coc.Ion. 1, 89; Rhod. Tro.2 519 .1699 (ore diserto)Anm.:1Stilistisch bemerkenswert ist die chiastische Anordnung der Ablative und Adjektive in V. 3. 4 corde pius Christi sic bene rexit oves.‒◡◡|‒‒|‒||‒◡◡|‒◡◡|‒ und in seinem Herzen fromm, hat er so [durch diese Eigenschaften] die Schafe Christi [stets] gut unterwiesen.2 Sim. (lat.) corde pius] = Eug. Tolet. carm. 21,7 rexit oves] ~ Ven. Fort. carm. 4,2,9 (pie rexit ovile)Anm.:2Zur Ausdeutung des Lehrerseins als „Schafehüten“ vgl. Gärtner 2022; diese Ausdeutung liegt umso näher, als der Walkenrieder Rektor auch die Aufgaben eines Geistlichen zu übernehmen hatte.