Zwei Begleitgedichte zu Georg Kochs griechischer Jonas-Paraphrase:
Nr. 1 Empfehlungsgedicht an Franz Schüßler, Heinrich Kellner, Valentin
Meder und Melchior Acontius, Nr. 2 Genesungs- und Empfehlungsgedicht an
Georg Aemilius
Gedicht Nr. 1 (Lat.)
D 1rDoctrina, vir‑An die durch Gelehrsamkeit,tute ac eloquentiaTüchtigkeit und Beredsamkeitpraestantissimis viris, Fran‑weit herausragenden Männer,cisco Schuslero, Heinrico Celnero, Valentino Medero iurisFranz Schusler, Heinrich Kellner, Valentin Meder,utriusque doctoribus et Melchiori Acontio, poetaeDoctores in beiden Rechten, und an Melchior Acontius,erudito ac celebri, suis dominis ac pa‑den gebildeten und berühmten Dichter, allesamt seine
[sc. Rhodomans] Herren undtronis, Laurentius Rhodoman‑Patronen, von Lorenz Rhodomannus Saxwerfiensisaus NiedersachswerfenS.D.herzliche Grüße1Iam se floriferi revirescens gratia veris‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡Schon entfaltet sich wiederergrünend der Charme des
blütentragendenSim. (lat.)floriferi revirescens ... veris] cf. Sen. Oed. 649 (vere florifero virens)2explicat et dulci mortalia pectora mulcet‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡Frühlings und streichelt die Herzen der Sterblichen
mit seinem angenehmenSim. (lat.)pectora mulcet] cf. Verg. Aen. 1,153.1973aspectu, iam silva comat, iam germinat arbos,‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Anblick, schon lässt der Wald seine Haare sprießen,
schon sprosst der Baum,Sim. (lat.)germinat arbos] = Drac. laud. dei 2,224 (germinat arbor)4iam nova se facies anni pulcherrima profert:‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒schon zeigt sich mit gewaltiger Schönheit die neue
Gestalt des Jahres:5festivos iam flamma dies duodena pererrans‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒Schon hat die Sonnenflamme auf ihrem Weg durch die
zwölf Sternzeichen6astra tulit, quibus ignigera delapsus ab arce‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡die Festtage herbeigeführt, an denen unser Tröster
[Christus] von der feuertragenden Himmelsburg herabgleitet,Sim. (lat.)ignigera] nl.7solator flammis penetralia sacra coruscis‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒mit seinen zuckenden Flammenzungen die heiligen Bezirke
des Tempelinneren8implicat et CHRISTI bissenos luce ministros‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒erfasst, die zwölf Diener Christi [die Apostel] mit
seinem Licht9amplexus caeli vivos inspirat amores‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒umgreift, ihnen die lebendige Liebe des Himmels einhauchtSim. (lat.)inspirat amores] ~ Val. Fl. 7,255; Sil. 2,517; Prud. psych. 27910muneraque affundit nullis capienda profanis.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒und seine Gaben versprüht, die keinen Gottlosen zuteilwerden
dürfen.11ecce coronatae saliunt per compita turbae,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Schau, bekränzte Scharen springen tanzend über die
Weggabelungen,12festaque Christicolas blando ridentia plausu‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒und das (Pfingst)fest, lächelnd mit verführerischem
Beifall, lädt13invitant tempusque omni se flore coronans‒‒|‒||‒|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒die Christen ein, und die Jahreszeit bekränzt sich
mit jeglicher Blüte14astimulat: tenebris ego circumfusus opacis‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒und stimuliert (die Menschen): ich dagegen1 befinde mich im Verborgenen,Anm.:1Rhodomans krankheitsbedingte Bewegungsunfähigkeit wird dem
allgemeinen Frühjahrserwachen entgegengesetzt. Dabei setzt
er prinzipiell das bei ihm geläufige Bild Ilfelds als eines
„trojanischen Pferds“, welches lutheranische „Elitekämpfer“
in die konfessionelle Auseinandersetzung schickt, fort: Er,
der offenbar momentan nicht in Ilfeld sein kann, beschreibt
sich selbst als den krankheitsbedingt vom trojanischen Kriegsgeschehen
abwesenden Helden Philoktet. Insofern dieser im Trojamythos
kriegsentscheidende Bedeutung hat, verrät dieses Bild implizit durchaus ein
starkes Selbstbewusstsein.15deliteo, torpore gradus detentus inerti,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒umgeben von düsterer Finsternis, festgehalten von träger
Unbeweglichkeit an meinen Füßen,Crit. (lat.)post inerti distinctionem gravem sustuli16Lemniacis veluti quondam Paeantius heros‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒wie einstmals der Held [Philoktet], dessen Vater Poias
war, in den Höhlen von LemnosSim. (lat.)Paeantius heros] = Ov. rem. 111 (Poeantius h.)17immersus specubus nigris se condidit umbris‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒verschwunden war, sich in schwarzer Finsternis verbarg,Sim. (lat.)se condidit umbris] = Verg. Aen. 2,621; 7,61918extimuitque diem, venas cum virus oberrat‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡das Tageslicht fürchtete, da seine Adern das Gift19Lernaeum, sontisque incusat tela magistri.‒‒|‒||‒|‒‒|‒‒||‒◡◡|‒‒von Lerna durchirrte, und dabei die Geschosse seines
für schuldig gehaltenen Meisters [Herakles] anklagte.2Anm.:2Philoktet wurde nach dem herkömmlichen Mythos von einer Giftschlange
gebissen. Vgl. auch Rhod. Tro.2 990‒997. Dieses Gift wird hier offenbar mit dem Pfeilgift gleichgesetzt,
mit welchem die dem Philoktet von Herakles vererbten Pfeile
versehen waren. Sollte sich demnach Philoktet vielmehr an den
eigenen Pfeilen verletzt haben? Die hier vorschwebende mythologische
Version wird nicht ganz deutlich.20nam mihi nescio quo fato, quo daemonis astu‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Denn jetzt haben durch irgendein Geschick, durch irgendeine
Hinterlist eines bösen Dämon3Anm.:3Dieses Motiv scheint Rhodoman später im Aspastikon als Entschuldigung für das Scheitern des Germanis-Projektes wieder aufzunehmen. Vgl. Rhod. Asp. 81f. Siehe auch Rhod. Luth. 1,125f.. [SW]21tabida tristificos hauserunt membra dolores.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒meine siechenden Glieder einen kummerbringenden Schmerz
in sich aufgenommen.Sim. (lat.)tristificos] cf. Cic. div. 1,13 (tristificas ... voces); Prud. c. Symm. 2,574 et al.22hinc segni lassata stupent mihi corda veterno,‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Deshalb erschlafft mein Herz mir, erschöpft in träger
Untätigkeit,D 1v23Aoniosque animo nequeo tractare labores.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒und ich vermag in meinem Geiste nicht mehr die Mühen
der dichterischen Musentätigkeit zu tragen.Sim. (lat.)tractare labores] ~ Aetna 35 24interea pro me vigiles evolvere questus‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Inzwischen bemerke ich, dass die Musen zu meinen Gunsten
nächtliche KlagenSim. (lat.)evolvere questus] cf. Val. Fl. 4,117 (evolvit pectore questus)25sentio Pierides: quarum mihi squalida vultu‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒entfalten; eine von diesen kommt zu mir mit von Trauer
verschmiertem26una venit (quis non poterat deprendere luctum?)‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Antlitz (wer hätte ihre Trauer nicht sogleich erkennen
können?),27expediens tali Phoebeia labra loquela:‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒und sie öffnet ihre von Phoebus beseelten Lippen zu
folgender Rede:28„Hei mihi, sicne iuvat nostros incessere alumnos‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒„Weh mir, so beliebt es der Schicksalsgöttin gegen
unsere ZöglingeCrit. (lat.)sic ne ed.Sim. (lat.)hei mihi] = Drac. laud. dei 3,592 ; Arator act. 2,701 29Fortunam? sic nempe iaces? sic aeger anhelas?‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒vorzugehen? So liegst Du also danieder? So krank schnappst
Du nach Luft?30at non praetereunt doctas tua damna sorores,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Aber Dein Schaden entgeht nicht uns gelehrten Schwestern
[den Musen],Sim. (lat.)v. 30sq.: de re cf. Rhod. Arion 445‒45531nec sumus ignarae, quam te premat aspera clades.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒und wir wissen genau, wie sehr Dich Dein hartes Unglück
belastet.Crit. (lat.)post clades graviter distinxi32o utinam medica te protinus arte levarem!‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡O wenn ich Dich doch mit der Medizin geradewegs wieder
aufrichten könnte!Sim. (lat.)arte levarem] cf. eadem sede Verg. Aen. 7,755 (arte levabat)33non tamen idcirco spes abice neve saluti‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒Wirf dennoch deshalb nicht alle Hoffnungen von Dir
und misstraue nicht der Möglichkeit34diffidas: tibi Phoebus opem medicaminis auctor‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡einer Genesung: Phoebus selbst wird Dir als verantwortlicher
(Heilgott) ein medizinisches Mittel35porriget et dulci tollet lenimine morbum:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡darreichen und Deine Krankheit durch eine erquickende
Linderung beseitigen:Sim. (lat.)dulci ... lenimine] de iunctura cf. Hor. carm. 1,32,15 ; Ov. met. 6,50036et iam sanus eris. nostram sed percipe mentem,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡Und schon bald wirst Du gesund sein. Aber vernimm unsere
Absicht,Sim. (lat.)nostram sed percipe mentem] cf. Sil. 16,210 (facili, quae dicam, percipe mente)37Georgius CocusHeringensis alumnus scholae Ilfeldensis.quid veniam. tua cura COCUS, tibi cognitus usu‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒warum ich zu Dir komme.Dein lieber Freund Koch, mit
Dir durch langjährigenGeorg Koch aus Heringen, Zögling der Ilfelder SchuleSim. (lat.)cognitus usu] = Ov. trist. 3,5,938syncero, quem frugiferis HERINGIA campis‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒aufrichtigen Umgang vertraut, welchen Heringen mit
seinen fruchttragenden Feldern39extulit, HercyniisMusis pavere sub antris‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒hervorbrachte, welchen die Musen in den Grotten des
Harzes aufzogenCrit. (lat.)an Musae ? vix Charites (ut vox „Musae“ e versu sequenti irrepserit)40hic, ubi lauricomasMusarum suspicit arces‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒hier, wo Ilfeld, umgeben von den Bergspitzen des Eichenwaldes,Sim. (lat.)lauricomas] cf. Lucr. 6,15241querciferae vallata iugis ILFELDIA sylvae,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒zu den lorbeertragenden Musenhöhen emporblickt,Sim. (lat.)querciferae] nl.42maturos audet tandem concredere luci,‒‒|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒(dieser Koch) wagt es, seine herangereiften Kinder
[d.h. seine Dichtung] endlich ans Tageslicht zu bringen,43quos bonus excepit nostro dictamine foetus:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒die der treffliche (Dichter) nach unseren [der Musen]
Vorgaben empfangen hat.Crit. (lat.)post foetus graviter distinxi44Historia Ionae prophetae reddita carmine Graeco a Georgio
Coco.Pegasei vatem vigilatum nectare fontis‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡Er benetzte einen Propheten, mit dem er sich in nächtlichen
Studien beschäftigte, erstmals mit dem Nektar der Pegasus‑QuelleDie Geschichte des Propheten Jonas, in einem griechischen
Gedicht wiedergegeben von Georg Koch45imbuit et Graiasdocuit resonareCamoenas,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒und lehrte ihn, von den griechischen Musen widerzuhallen,Sim. (lat.)docuit resonare] cf. Verg. ecl. 1,5 (resonare doces)46belua quem ponti vastam demersit in alvum‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡nämlich denjenigen [Jonas], welchen das riesige Meeresuntier
[der Wal] in seinem gewaltigen Schlund versenkte4Sim. (lat.)vastam demersit in alvum] ~ Ov. met. 15,105(avidam d. i. a.)Anm.:4Deutlicher Anklang an den Auftakt von Kochs Dedikationsgedicht:
Fatidicum canimus vatem, quem bellua ponto / immersum ingenti cum
fluctu condidit alvo, […].47et post tres luces vitalibus expuit auris,‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒und nach drei Tagen wieder an das Licht des Lebens
ausspie,Sim. (lat.)vitalibus ... auris] de iunctura cf. Lucr. 3,577; 5,85748cuius ab admonitu poenas avertit et iram‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡nach dessen Ermahnung die verrufene Stadt des Ninus
[Ninive],49inflexit miti lacrymarum rore Tonantis‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡begraben unter der Nacht ihrer Verbrechen, die Strafen
und den ZornSim. (lat.)lacrymarum rore] = Ov. met. 14,70850urbs famata Nini scelerum sub nocte sepulta.‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Gottes noch abbiegen konnte durch den milden Strom
ihrer Reuetränen.51et nunc ut pueros firment ea commoda Musis‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Und jetzt befiehlt er (Koch), dass die Überlegungen
seines frommen Sinnes als Gemeingut für alle52addictos Phoebique choris, communia cunctis‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒unter die Druckerpresse gehen sollen, damit sie in
vorteilhafter Weise53sub praelum iubet ire piae meditamina mentis.‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡die den Musen und den Chören Apolls zugetanen Jünglinge
fördern.54et circumspiciens, prima quem fronte patronum‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡Und er schaut sich um, wen die Frontseite auf dem Titel
als Schutzherr55pagina praefixum gerat ostendatque legenti,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒dem Werk vorangestellt tragen und dem Leser zeigen
soll,5Anm.:5Die u.a. von Catull in seinem Einleitungsgedicht (Catull. 1,1)
gestellte Frage nach dem geeigneten Widmungsadressaten wird
hier von Rhodoman bezüglich von Kochs Jonas gestellt. Graf Ludwig ist in der Tat Kochs Dedikationsadressat.56obnixe indagat mentem per singula versans.‒‒|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒und durchforscht angestrengt seinen eigenen Geist,
indem er diesen durch alle Möglichkeiten führt.57scilicet infirmis, quorum sors caeca, poetis‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Denn bei schwachen Poeten, deren Los ungewiss ist,58nititur in fido comitumque ducumque favore‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒◡stützt sich jegliche Hoffnung eines Schutzes auf die
loyaleD 2r59spes et praesidium, Musis quia vulgus honorem‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡Zuneigung der Grafen und Herzöge, weil das einfache
Volk ja die Ehre60detrahit obliquoque explodit carmina risu.‒◡◡|‒‒|‒‒|‒‒||‒◡◡|‒‒der Musen schmälert und alle Gedichte mit schiefem
Grinsen auszischt.61Ludovicus comes Stolbergensis.occurrit LUDOVICUS honos et gloria Rheni,6‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Da fällt ihm (Graf) LUDWIG7 ein, die Ehre und der Ruhm des Rheins,Ludwig Graf von StolbergAnm.:6Ähnlich wird Ludwig auch in Kochs Dedikationsgedicht angesprochen:
decus altaque Rheni / gloria [A 2v].7Graf Ludwig zu Stolberg (1505–1574), Sohn von Botho zu Stolberg,
lutherisch gesinnt.62occurrit tutela pii (quis dignior) orsus.‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒der Beschützer des frommen Unternehmens [der Ilfelder
Schule] – wer wäre würdiger?63huius enim placidis recubant Musaea sub alis‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Denn unter seinen friedlichen Fittichen ruht dies LagerSim. (lat.)placidis recubant ... sub alis] cf. Ov. met. 6,109 (fecit olorinis Ledam recubare sub alis)64castra, suis ditata bonis: tu, si qua sodalis‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡der Musen, reich an seinen speziellen Gaben; Du gib,
wenn die Sorge um Deinen Gefährten65cura valet, si quid veteris concordia nexus,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒noch irgendeine Bedeutung hat, wenn Dir die Eintracht
Eurer alten Verbindung noch etwas bedeutet,66ingenium testare COCI, testare fideles,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Zeugnis ab für die Begabung des (Georg) KOCH, gib Zeugnis
für seine treue Liebe,67quos virtus iuvenisque decus tibi sanxit, amores,‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒welche die Tüchtigkeit und Zierde des Jünglings mit
Dir vereinbart hat;Crit. (lat.)v. 67‒70: malim graviter distinguere post amores et ita coniungere: … licet … stillent …/ nec … vendicet …/ nec … deposcat (deposcit ed.), at …68rauca licet parca stillent tibi carmina vena‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒leg Zeugnis ab, mögen auch Deine krächzenden Gedichte
mit dürftiger Begabung69nec tua Musa locum doctos sibi vendicet inter;‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡einhertröpfeln und mag Deine Muse keinen Platz inmitten
der Gelehrten beanspruchen können;70nec magnos aequare viros deposcit, at una‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡und sie [Deine Muse] verlangt nicht, bedeutenden Männern
gleichzukommen, sondern nur eine einzige71cura tenet sterilem: meritis dare grata patronis.“‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Sorge bestimmt sie in ihrer Unfruchtbarkeit: ihren
verdienten Patronen Dank zu erweisen.“72Dixit et abscedens tempe consueta revisit,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡So sprach sie [die Muse], ging fort und suchte ihr
gewohntes Waldtal auf,73ni fallor, bene si novi: quo deferor autem?‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡wenn ich mich nicht täusche, wenn ich sie recht kenne:
Doch wohin gleite ich ab?Sim. (lat.)bene si novi] cf. Hor. sat. 1,9,22 ; epist. 1,18,1 et al. 74sit mihi fas vestras onerare exilibus aures‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒Möge mir erlaubt sein, Eure Ohren zu belasten mit meinen
geringwertigenSim. (lat.)v. 74sq.: onerare exilibus aures / versibus] cf. Prop. 2,30,15 (antiquis onerantur legibus aures)75versibus, o Stolbergiaci clarissima regni‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Versen, Ihr weithin strahlenden Lichter des Reiches76Franciscus Schuslerus.lumina: te, FRANCISCE, voco, Schuslere, verendi‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒von Stolberg:Dich, FRANZ Schusler, rufe ich an, Ausleger
des ehrwürdigenFranz Schusler77interpres iuris, profugis tuta ancora Musis,‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Rechtes, sicherer Rettungsanker für die vertriebenen
Musen,78quo duce ceu Clario nituntur ApollineMusae‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒auf dessen Führung sich die Musen des Harzes wie auf
den [Orakelgott]79Hercynides, ILFELDA suos cui debet honores,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Apoll von Klaros stützen, dem ILFELD seine Ehren verdankt,80quem ceu numen amat mens infucataNEANDRI,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒den wie einen Gott liebt das ungeschminkte Empfinden
NEANDERS,Sim. (lat.)infucata] vox potius pedestris, cf. e.g. Cassiod. compl. in act. 22,1 (infucata mente)81Valentinus Mederus.teque, catenatas legum qui doctus habenas‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒und Dich, der Du gelehrt bist, die kettengleichen Zügel
der GesetzeValentin Meder82magniloquis tractare sonis, quem sydera nosse‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡mit lauttönenden Reden zu traktieren, den Urania unterwies,Sim. (lat.)magniloquis] cf. Ov. met. 8,396; Stat. Theb. 3,192; silv. 5,3,6283Uranie docuit supero rutilantia mundo,‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒die Sterne zu kennen, die oben am Himmel strahlen,84alloquor: o MEDERE, meis allabere dictis.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒rede ich an: O MEDER, nahe meinen Worten.Sim. (lat.)meis allabere dictis] cf. eadem sede Culex 25 (meis adlabere coeptis)85Heinricus Celnerus: iuris utriusque doctores.quis tua non merito compellet nomina, quis non‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒Wer würde Deinen Namen nicht mit Recht anreden, werHeinrich Kellner, wie die letzteren Doktor in beiderlei Recht86ambiat, ingeniose, tuum, CELNERE, favorem,‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Deine Gunst nicht umwerben, begabter KELLNER,87cui linguam Charites, mentem regit innuba Pallas‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡dessen Zunge die Grazien, dessen Sinn die keusche Pallas
[Athene] lenktSim. (lat.)innuba Pallas] = Val. Fl. 1,8788omnigenaeque ornat doctrinae pectora cultu,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒und sein Herz schmückt mit der Ausbildung in jeglicher
Gelehrsamkeit,89Hyblaeis cui mixta favis vox ore diserto‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒dem die Stimme gemischt mit Honig von Hybla8 aus seinem beredten MundSim. (lat.)Hyblaeis cui mixta favis vox] ~ Stat. silv. 2,1,48 (Hyblaeis vox mixta favis)Anm.:8Berg auf Sizilien, der reich an Bienenkräutern ist.90demanat, quem flexanimisSuadela medullis‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒herabströmt, den die Göttin der Überzeugung [Suadela]
mit dem Mark ihrer umstimmenden KraftSim. (lat.)flexanimis] cf. Catull. 64,33091pascit et in labris facundo tincta lepore‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡nährt und auf dessen Lippen sie sitzt, getränkt in
eloquenterSim. (lat.)facundo tincta lepore] cf. eadem sede Manil. 4,527 (dulci tincta lepore)92sessitat: o quam dulce tonas, quam grandia fundis!‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Lieblichkeit; oh wie süß, was Du donnernd von Dir gibst;
wie großartig, was Du verströmen lässt!Crit. (lat.)post fundis graviter distinxi93ardua si domini te forte negotia celsis‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒Wenn Dich etwa die schwierigen (Rechts-)Angelegenheit
Deines Herrn (des Grafen) in die hohen94arcibus immittunt procerum, ceu nubibus imbres‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Burgen der Edlen rufen, dann fallen Deine honigsüßen
WorteSim. (lat.)v. 94sq.: nubibus imbres / ... cadunt] cf. Verg. ecl. 6,38 (cadant summotis nubibus imbres); Ov. met. 11,516 (cadunt largi resolutis nubibus imbres)D 2v95verba cadunt mellita, Periclaeosque ministrat‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒‒|‒◡◡|‒◡wie Regen vom Himmel, und die Göttin der Überzeugung
[Suada] gibt Dir den TonfallSim. (lat.)v. 95‒99: de re cf. Rhod. Arion 175‒18096Suada sonos largoque irrorat nectare vocem‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒‒||‒◡◡|‒◡eines Perikles und benetzt Deine Stimme mit reichlich
Nektar97dulciaque immoti iaculatur tela stuporis‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡und verschleudert süße Geschosse, welche (die Zuhörer)
starr und regungslos machen,98in mentesque oculosque hominum; defixus adhaeret‒‒|‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡in die Herzen und Augen der Menschen; gebannt harrt99auditor pendetque gravi mulcentis ab ore.‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡der Zuhörer und hängt am bedeutungsschweren Munde des
lieblich Sprechenden.100Melchior Acontius poëta.9et tu, Gorgonei potor liquoris ACONTI,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Und Du, Genießer des Gorgonen‑Wassers (des Musenquells),
ACONTIUS,Der Dichter Melchior Acontius10Anm.:9Melchior Acontius poeta. consiliarii generosorum comitum a
Stolberg titulus in ed.; consiliarii generosorum comitum a Stolberg in locum posteriorem transposui10Melchior Acontius (1515–1569), Humanist und Dichter, in Diensten
des Grafen von Stolberg. Er war seit den gemeinsamen Studientagen
in Wittenberg bei Philipp Melanchthon eng mit dem in Coc.Ion. 2 angesprochenen Georg Aemilius befreundet.101cui sua Thespiacaereserant penetralia nymphae,‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒dem die thespischen Nymphen [= Musen] ihre Heiligtümer
entriegeln:Sim. (lat.)Thespiacae] de adiectivo cf. Val. Fl. 1,93; Stat. Theb. 7,341reserant penetralia] ~ Lucan. 5,70 (reserat penetralia Phoebi)102tu quoque fautor ades, citharis non absona Phoebi‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Auch Du finde Dich als Begünstiger (des Georg Koch)
ein, der Du Gedichte verströmen lässt,103carmina qui fundis. mites assurgite Musae:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒die den Zithern Apolls nicht abhold sind. Ihr freundlichen
Musen, erhebet Euch respektvoll:Crit. (lat.)post fundis graviter distinxi104talis debetur merito reverentia vati.‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒Solcher Respekt wird dem verdienten Sänger geschuldet.105Consiliarii generosorum comitum a Stolberg.vos ego, quae colimus, per sacra incognita vulgo‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒Euch behellige ich, bei den dem gemeinem Volke unbekannten
Heiligtümern,Die Ratgeber der edlen Grafen von Stolberg106sollicito (tumefacta absit tam iusta petenti‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒die wir verehren (so wahr mir aufgeblasener Ehrgeiz
fernsein möge, wenn ichSim. (lat.)iusta petenti] = Claud. 22 (Stil. II),97 107ambitio); mihi Musa preces, mihi iungit Apollo‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒eine so gerechte Bitte ausspreche); mit mir verbindet
die Muse ihre Bitten, mit mir auch Apoll,108supplicis arma movens citharae: vos excitet ardor‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡der die Waffen seiner flehenden Zither rührt: Möge
Euch brennendes Verlangen erfassen,109subsidio fulcire COCUM, cui Musica rident‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒(Georg) KOCH durch Eure Hilfe zu unterstützen, dem
die Scharen der Musen110agmina, quem vatum non a vocalibus arcet‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡zulächeln, den Apoll von Kynthos11 persönlich nicht von den stimmtönenden ChörenAnm.:11Als Geburtsort von Apollo und Diana bekannter Berg auf Delos.111Cynthius ipse choris, cuius de paupere prodit‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡der Sänger fernhält, aus dessen armer Brust die Muse
emporsteigt, die sich schon bemüht,112Musa sinu, famae iam se sublimibus alis‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒sich mit den emportragenden Flügeln ihres Ruhms113tollere humo nitens claroque efferre decore,‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡vom Boden zu erheben und sich in glänzender Schönheit
in die Höhe zu schwingen,Sim. (lat.)tollere humo] = Verg. georg. 3,9114ni fera paupertas, vatum contraria votis,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒wenn sie nicht die grausame Armut, die den Hoffnungen
der Poeten immer im Wege steht,115degravet excelsosque vetet tentare volatus.‒◡◡|‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒beschwerte und sie daran hinderte, ihren Höhenflug
zu unternehmen.116at vos si quis amor studiis propensus adurit‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Ihr aber – sofern Euch irgendeine den Studien zugeneigte
Verbundenheit (zu Georg Koch) befeuert117et iubet officiis e sorde levare Camoenas‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒und seine Musen durch süße Dienstleistungen aus dem
Schmutz (der Armut) zu erheben heißt ‒118dulcibus, exceptam comiti deducite Musam‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡nehmt seine Muse auf, geleitet sie zum GrafenSim. (lat.)deducite Musam] cf. Verg. georg. 3,11 (deducam vertice Musas)119et tremulos firmate gradus, ne lassa fatiscat‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡und stützt ihre zitternden Schritte, damit sie nicht
aus Erschöpfung ermüdeSim. (lat.)tremulos ... gradus] cf. Claud. 26 (Get.),483 120nec queat accessu placidum contingere limen.‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡und so mit ihren Schritten die liebliche Schwelle (des
Grafen) nicht erreichen kann.121viderit hic et quae rogitet fiducia coepti;‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Dann soll dieser (der Graf) zusehen und Euch fragen,
welchen Grund ihr habt, Eurem Vorhaben zu vertrauen;122hanc aliquis vestrum dignetur promere vocem:‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡und darauf soll einer von Euch sich bereitfinden, seine
Stimme zu erheben:123„Te procul a patrio, diis o dilecte, salutant‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒„Gottgeliebter (Fürst), fern von Deinen heimatlichen
Grenzen grüßen Dich124limite Castalides, nitidos tibi basia fundunt‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒die Musen, sie gießen Dir ihre Küsse vor Deine strahlenden
Füße,125ante pedes missa vigilum consorte laborum;‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Dir ihren Teilhaber an den nächtlichen Mühen (Georg
Koch) entsendend (?);Crit. (lat.)an misso (sc. Coco) ?126te nemus Hercynium resonat, te Rhenus adorat‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡von Dir tönt das Gebirge des Harzes, Dich betet der
rebentragende Rhein an,127vitifer, et nomen fama tibi tangit Olympum:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡||‒◡◡|‒◡und Dein Name berührt durch seinen Ruhm den hohen Himmel:Sim. (lat.)nomen fama tibi tangit Olympum] cf. Hom. Od. 9,20 (καί μευ κλέος οὐρανὸν ἵκει)128tam tua te teneris attollit patria Musis –‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒So sehr erhebt Dich Dein Vaterland mit seinen bescheidenen
Musen –129et dubitamus adhuc Musas afflare benigno‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Und da sollten wir noch zögern, die Musen mit wohlmeinender
Hilfe130auxilio, querulos et sustentare poetas?‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒zu beglücken und den Unterhalt der klagenden Poeten
zu sichern?Crit. (lat.)interrogationem distinxi coll. Verg. Aen . 6,806sq.D 3r131pande sinus; effunde, tibi quae Copia pleno‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Öffne doch Deine Taschen: gieß aus, was Dir der Reichtum
aus wohlbestücktemSim. (lat.)pande sinus] cf. Iuv. 1,150 (totos pande sinus)v. 131sq.: Copia pleno / ... cornu] cf. Hor. carm. saec. 59sq. (apparetque beata pleno / Copia cornu); epist. 1,12,29 (pleno defudit Copia cornu)132accumulat cornu: pietatis patria fructum‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡Füllhorn aufhäuft; so wird Dein Heimatland den Ertrag
seiner Ergebenheit133sentiet, intentis nec tu frustrabere votis.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒spüren, und auch Du wirst (künftig) nicht um Deine
erstrebten Wünsche getäuscht werden.134commoda de doctis multo se foenore pensant.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Vorteile, die man von gelehrten (Dichtern) erlangt,
zahlen sich mit vielfachem Zins aus.135nec COCUS indignum tanto fulcimine vobis‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Und auch (Georg) KOCH wird sich nicht unwürdig Eurer
gewaltigen Unterstützung136se dabit, at dulci mentem inflammatus amore‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡erweisen, sondern er wird, in süßer Zuneigung (zu Euch)
in seinem Sinn entflammt,137exponet luci decus illustrantia vestrum‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡weitere Werke hervorbringen, die Euren Glanz ins Licht138plura, Aganippaeis largo quae fontibus haustu‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒setzen, welche er in kräftigen Schlucken aus der aganippeischen
(Musen-)QuelleSim. (lat.)Aganippaeis] de adiectivo cf. Prop. 2,3,20 (Aganippeae ... lyrae); Claud. carm. min. 30,8 (fons Aganippea ... unda)139Historia Geneseos reddita Graeco carmine a Georgio Cocoebibit: hic Graeco Genesin vestivit amictu,‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒aufsaugt.So bekleidete er (das Bibelbuch) Genesis mit
einem griechischen Umhang,Die Erzählung der Genesis, in einem griechischen Gedicht
wiedergegeben von Georg Koch12Anm.:12Die Genesis Versifikation von Koch scheint im Druck nicht nachweisbar.140quo primi tenuit se flore ecclesia mundi;‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒(ein Werk, das beschreibt,) in welcher Blüte sich die
Kirche der ersten Weltphase hielt (?).141Daniel redditus Graeca paraphrasi a Cocoherois canit ille modis oracula vatis,‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Ferner singt jener im heroischen Versmaß13 über diejenigen Seherorakel,(Das Buch) Daniel, in griechischer Paraphrase wiedergegeben von
Georg Koch14Sim. (lat.)oracula vatis] cf. eadem sede Ov. Pont. 2,1,55 (o. vatum); Iuvenc. 1,237; Arator act. 2,71 Anm.:13D.h. in Hexametern.14Der Daniel von Georg Koch erschien 1569.142quadrifidum mundi quae complectentia regnum‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡welche die vier Phasen der Weltreiche umfassen,143edita turrigera Babylonis in arce fuerunt‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒auf der turmtragenden Burg von Babylon geäußert wurden144et seriem ducunt ad CHRISTI sceptra, ruinam‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡und die Reihe bis zur Herrschaft Christi herabführen,
die, wenn sie naht,145quae mundo properata ferent, cum caetera franget‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡der Welt schnell den Untergang bringen wird, wenn dessen
bis in die Ewigkeit146imperia aeternum durans moderamen in aevum.“‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡währende Regierung alle übrigen Reiche brechen wird.“147 〈............〉 15 Rhodomanni petentis se quoque pauperem commendari
comitibusHaec mihi plectritenens scribenti vellicat aurem‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡Während ich dies schreibe, zupft mir der delische Gott
[Apoll],16 der das Plektron führt, 〈Der Wunsch〉 von Rhodoman, der darum bittet, dass auch er in seiner
Armut den Grafen empfohlen werdeSim. (lat.)plectritenens] nl.v. 147sq.: vellicat aurem / Delius] cf. Verg. ecl. 6,3sq. (Cynthius aurem / vellit); vide etiam Rhod. Asp. 16Anm.:15lacunam statui; 〈votum〉 vel sim.16Während die Muse Rhodoman zum Eintreten für seinen Freund Georg
Koch bestimmte, erinnert Phoebus selbst ihn an seine eigenen
prekären finanziellen Verhältnisse.148Delius et „Propriae te cura remordeat“, inquit,‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡ans Ohr und sagt: „Die Sorge um Deine eigene Vermögenssituation
möge Dich149„fortunae.“ Vestras igitur devolvor ad aras‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒bedrängen!“17 So wälze ich mich also an Euren AltärenAnm.:17Rhodoman kam aus einfachen Verhältnissen. Seine Armut wird
in seinen autobiographischen Gedichten häufiger thematisiert.
Vgl. Rhod. Mau. 133; Rhod. Biop. 138f.Rhod. Biop. 267; Rhod. Asp. 122.150amplectorque pedes: vos, si Stolbergica tellus,‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒und umfasse (flehentlich) Eure Füße: Wenn Euch das
Land von Stolberg,Sim. (lat.)amplectorque pedes] ~ Ov. met. 9,607 (amplectique pedes)151quae me produxit, si gens Heliconia curae est,‒‒|‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒das mich hervorgebracht hat, wenn Euch das Geschlecht
der Musen am Herzen liegt,152insinuate mei comiti (vos obsecro) curam.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡so legt die Sorge um mich dem Grafen (ich flehe Euch
an) ans Herz.153suppetias misero ferat et soletur egenum‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Möge er mir in meiner Armut Hilfe bringen und meinen
Mangel durch seine UnterstützungSim. (lat.)suppetias misero ferat] cf. Plaut. Rud. 1083 (illi miserae suppetias feret)154auxilio, ne pressa situ, ne marcida tristi‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒trösten, damit nicht meine Muse dahinsinkt, niedergedrückt
durch ihre schmutzigen Verhältnisse,155sorte cadat mea Musa, scopo ne devia certo‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒welk geworden durch ihr dürftiges Geschick, damit sie
nicht abfällt, abirrend von156excidat, in mediisque labet mea cymba procellis.‒◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒ihrem fest vorgenommenen Ziel, und dann mein Kahn schwankt
inmitten der Sturmwinde.157iste favor sperata meis incendia Musis‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Eure Gunst wird meinen Musen die erhoffte Befeuerung158suggeret, ut pergant operas pertexere, quas nunc‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒versetzen, so dass sie damit fortfahren, ihre Mühen
zu Ende zu weben, die sie jetzt159propositas agitant studiisque fidelibus urgent.‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒als Projekte betreiben und in treuer Bemühung vorwärtsdrängen.160Palaestina sive historia et descriptio terrae sanctae
Graeco carmine descripta a Rhodomanno.iamque dabo, modo vester amor mea vela secundis18‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Und schon bald werde ich veröffentlichen, wenn nur
Eure Zuneigung meine Segel mit günstigenDie „Palaestina“ oder „Geschichte und Beschreibung
des Heiligen Landes, in einem griechischen Gedicht
durchgeführt von Rhodoman“19Sim. (lat.)vela secundis] = Verg. Aen. 3,683 (ventis intendere v. s.); 7,23 (ventis implevit v. s.)Anm.:18Vgl. auch die Formulierung in Kochs Dedikationsgedicht: errantique
diu tumefacta per aequora navi / affer opem, ventis impletoque
vela secundis, / ut tandem optatum possit contingere portum.
[A 2v]19Die Palaestina Rhodomans (im Druck 1589) war also bereits 1567 als Projekt
fest geplant.161flatibus inspiret, numeros induta Pelasgos‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Winden anfüllt, die in griechische Verse gekleidete
Beschreibung162rura Palestinae, fluido stagnantia lacte‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡des Landes von Palaestina, das von strömender Milch
und163nectareisque favis, rerum quam conditor olim‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡Nektarwaben20 überflutet ist, das der Schöpfer der Welt einstmalsSim. (lat.)rerum ... conditor] cf. Hymn. Ambr. 2,1 (aeterne rerum conditor); Prud. cath. 4,9Anm.:20„Milch und Honig“: eine häufige biblische Umschreibung des
„Verheißenen Landes“.164tradidit Abramidis promisso iure tenendam.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡den Nachfahren Abrahams übergab, um es nach überkommenem
Recht zu besitzen.165Doctrinae Christianae capita exposita Graeco carmine ab eodem.hic tamen in facili labor est: mihi fervet in actu‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡||‒◡◡|‒‒Diese Mühe ist dennoch (vergleichsweise) leicht: In
meiner schlaflosen AktivitätDie Kapitel des christlichen Katechismus, in einem
griechischen Gedicht dargelegt von demselben21Anm.:21Rhodomans Katechismus (= Rhod. Tir.; gedruckt erst 1596) war also ebenfalls bereits 1567 als Projekt
geplant.166insomni nunc maius opus. discedite, Musae;‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒siedet jetzt jedoch noch ein größeres Werk. Weichet
hinfort, ihr Musen;Sim. (lat.)maius opus] cf. Verg. Aen. 7,45D 3v167nil mihi cum Cyrra, nil cum Permesside lympha:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒Nichts habe ich mehr mit Kirrha [Kultort Apolls], nichts
mehr mit der Musenquelle zu tun:Sim. (lat.)nil mihi cum Cyrra, nil cum Permesside lympha] ~ Mart. 1,76,11 (quid tibi cum Cirrha? quid tibi cum Permesside nuda [Permessidis unda CA]?)168tu mihi, CHRISTE, veni sanctosque accende calores,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒Komm vielmehr Du, CHRISTUS, zu meiner Inspiration22 und entzünde mein heiliges Glühen,Anm.:22Vgl. Rhod. Tir. 1,15 (Χριστέ, δίδου χάριν ἄμμι). Zuvor spricht Rhodoman zwar
von einem κέντρον μουσοπάτακτον (ebd. V. 2f.) und Phoibos,
erklärt dazu aber später in den Anmerkungen: Qui [sc. Phoebus] Musarum Graec(arum) et Lat(inarum) praeses olim habitus
est. Nobis vero Christianis sit Christus verus Apollo, vere Phoebus, et
Musarum vocab(ulum) poësin, carmen, artes liberales, doctrinam, studium
philosophicum significet. [SW]169dum capita Aoniis sub plectra sonantia chordis‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒während ich die Kapitel des Katechismus unter mein
Plektron, das auf den Musensaiten tönt,170doctrinae redigo, divum quae coetibus infert‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒zwinge, des Katechismus, der (die Schüler) in die Scharen
der Himmlischen trägt171praelucente fide; sed vos tam sancta canenti‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒unter der leuchtenden Wegweisung des Glaubens; ihr
aber reicht dem Dichter, der so HeiligesCrit. (lat.)post fide graviter distinxi172munificas afferte manus, attollite pressum.‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡besingt, großzügige Hände dar; hebt mich Bedrängten
empor!Sim. (lat.)munificas ... manus] cf. Arator act. 1,216 173NEANDER.multa quidem sudat studio fervente NEANDER,‒◡◡|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Vielen Schweiß vergießt NEANDER in seinem siedenden
Eifer,NEANDER174antistes Phoebi Parnasiadumque dearum.‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒◡der Oberpriester des Phoebus und der göttlichen Musen.175omnis ut in natis chari stat cura parentis,‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒◡Wie alle Sorge eines liebenden Vaters sich auf seine
Söhne richtet,Sim. (lat.)~ Verg. Aen. 1,646 (omnis in Ascanio cari stat cura parentis)176sic fovet ille suos, quibus ad Pimpleia monstrat‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒◡so umhegt jener die Seinen, denen er die Wege weist177templa vias, quibus immulget pietatis amorem,‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡zu den Musentempeln, denen er die Liebe zur Frömmigkeit
einpflanzt,Sim. (lat.)pietatis amorem] = Lucan. 10,363 et al. 178porrectaque manu grato nos sistere portu‒‒|‒◡◡|‒||‒|‒||‒||‒◡◡|‒‒und mit helfend dargereichter Hand wünscht er uns in
einem angenehmen179exoptat; sed opum tantos angustia sumptus‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Hafen aufzunehmen; aber seine materielle Begrenztheit
vermag so großen180ferre nequit, nec sollicitis conatibus aequae‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Aufwand nicht zu tragen, und seinen eifrigen Bemühungen
entsprechen181responsant vires. vos implorare iubemur,‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡keine ebensogroßen Kräfte. Wir sind gezwungen, Euch
anzuflehen,182a quibus alma scholae nostrae tutamina pendent.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒von denen die nährende Unterstützung unserer Schule
abhängig ist:183huc agite, o generosa ducum regumque propago,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Kommt also (hilfreich) her, ihr edlen Nachfahren von
Anführern und Königen,184doctrina LUDOVICE potens, ALBERTE probato‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Du, LUDWIG23, mächtig durch Deine Gelehrsamkeit, und Du, ALBERT, trefflich
durch DeinenAnm.:23Neben Ludwig zu Stolberg (1505–1574) werden hier genannt: seine
Brüder Albrecht Georg zu Stolberg, Heinrich zu Stolberg (1509–1572),
Dompropst Christoph zu Stolberg und ferner wohl die Söhne seines
ältesten (geb. 1501), bereits 1552 verstorbenen Bruders Wolfgang
zu Stolberg.185consilio bonus et fandi non futilis autor,‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡bewährten Rat und nicht belangloser Wortführer,Sim. (lat.)fandi non futilis autor] cf. Sil. 13,363 (fautor non futilis ausis)186tuque, HEINRICE fidem duris exercite rebus,‒‒|‒||◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡und Du, HEINRICH, dessen Loyalität unter harten Bedingungen
geübt ist,187cui pietas infracta animo suspirat Olympum,‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡dessen im Herzen ungebrochene Frömmigkeit nach dem
Himmel lechzt,188et tu, cui mores tribuit natura serenos,‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒und Du, CHRISTOPH, dem die Natur einen heiteren Charakter
zuwies,189CHRISTOPHORE, o populi favor, et vos, clara parentis‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡Du Liebling des Volkes, und Ihr, berühmte Nachkommen190magnanimi soboles, divum quem maximus autor‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡Eures großherzigen Vaters, den der Höchste der HimmlischenSim. (lat.)maximus autor] = Germ. 2 ; Manil. 1,386 191addidit alloquiis dulcique in pace locavit.‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡zu seinen Geprächspartnern hinzugefügt und in erquickendem
Frieden geborgen hat.192Rhodomanni apostrophe ad comites et horum consiliarios.huc agite et promptas dictis advertite mentes:‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒Kommt also (hilfreich) her und wendet Eure aufmerksamen
Gemüter auf meine Worte:Apostrophe Rhodomans an die Grafen und ihre RatgeberSim. (lat.)~ Ov. Ib. 69 (huc, precor, huc vestras omnes advertite mentes)193vos penes Hercinii custodia viva Lycaei‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒Möge in Eurer Hand die lebendige Wache über das Gymnasium
des Harzes194floreat; et tantis ILFELDIA fisa patronis‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒blühen; und möge ILFELD im Vertrauen auf so gewaltige
Patrone195non hyemes paveat nec iniquae fulmina cladis,‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒‒||‒◡◡|‒◡sich nicht vor Winterstürmen fürchten und nicht vor
den Blitzschlägen unglücklicher Katastrophen,196sed maneat statio semper fidissima turbis‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒‒sondern es möge immer eine überaus zuverlässige Station
bleiben für die Scharen, welche den197Phoebicolis inopis sub tempestate gravatis‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒(Dichtergott) Phoebus (Apoll) verehren, wenn sie unter
dem Unwetter eines mittellosenSim. (lat.)Phoebicolis] nl. ad exemplum Christicolae creatus198fortunae: quod vos per laeta palatia caeli‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡◡|‒‒Geschicks beschwert sind; darum flehe ich Euch an,
bei dem glückseligen Himmelspalast,Sim. (lat.)palatia caeli] = Ov. met. 1,176; Drac. laud. dei 2,507 199obtestor, quae vos terrena faece solutos‒‒|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒der Euch erwartet, wenn Ihr vom Bodensatz der Erde200expectant. vobis triplices innubila nectant‒‒|‒||‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒befreit seid. Mögen Euch die drei Göttinnen [= Parzen]
wolkenlose201fila deae laetisque advolvant gaudia fusis.‒◡◡|‒||‒|‒‒|‒‒||‒◡◡|‒‒Fäden weben und von freudvollen Spindeln Glück zuwickeln.202vivite, semidei, concordi vivite nexu,‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒Lebet wohl, ihr Halbgötter, lebet in einträchtiger
Verbindung,D 4r203et vos consilioque graves atque ore valentes‒‒|‒◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒und möget ihr mit Eurem gewichtigen Rat und Eurer mächtigen
Eloquenz204in nos vestrorum comitum deflectite mentes.‒‒|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒die Herzen Eurer Grafen zu uns hinwenden.Sim. (lat.)deflectite mentes] ~ Coripp. Iust. 2,236 (deflectite mentem)205non erimus patriae indecores, nec vestra feretur‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡Wir [die Schüler von Ilfeld] werden unserem Vaterland
keine Schande machen, und so wird Euer Ruhm nichtSim. (lat.)v. 205‒207: ~ Verg. Aen. 7,231sq. (Ilioneus ad Latinum regem: non erimus regno indecores, nec vestra feretur / fama levis
tantique abolescet gratia facti, / nec Troiam Ausonios
gremio excepisse pigebit)206fama levis meritique abolescet gratia tanti,‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒||‒◡◡|‒‒in geringem Maße umhergetragen werden, und der Dank
für Euer gewaltiges Verdienst wird nicht schwinden,207nec miseros gremio vos excepisse pigebit,‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒◡und es wird Euch nicht reuen, uns Unglückliche in Eurem
Schoß aufgenommen zu haben,Crit. (lat.)an nos ?208si modo non laevo spirabit numinePhoebus.‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒◡sofern nur Phoebus seine Inspiration nicht als eine
ungünstige Gottheit verströmen wird.Sim. (lat.)laevo ... numine] cf. Mart. 6,85,3 (numine laevo)209iamque aderit tempus, vestrum quis ut ora resolvat‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒◡Und bald wird die Zeit nahen, dass mancher von Euch
erstaunt seinen MundSim. (lat.)ora resolvat] = Verg. Aen. 3,457210in tales stupefacta sonos, florentia spectans‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒zu solchen Tönen öffnet, wenn er das blühende Wachsen211incrementa scholae nemorumque exculta sub umbris‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒der Schule betrachtet und die unter den schattigen
Wäldern ausgebildeten212ingenia: „In quantos, ILFELDIA, crescis alumnos‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒Begabungen: „Zu wie gewaltigen Sprößlingen reifst Du
heran, ILFELD,213sylvoso despecta sinu? vernantibus artes‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒verachtet in Deiner Waldschlucht! So sehr flößt Du
den blühenden Herzen (Deiner Schüler)Crit. (lat.)an situ ?214sicne bonas animis numenque infundis Olympi?“‒◡◡|‒||◡◡|‒||‒|‒‒|‒◡◡|‒‒die guten Künste und (die Liebe zum) himmlischen Gott
ein?“Crit. (lat.)Sic ne ed.215votivos hoc nempe decet consumere fructu‒‒|‒||‒|‒◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒Mit dieser Frucht schickt es sich doch wohl, die Reichtümer
auszugeben,216thesauros, quos simplex et sine fraude vetustas‒‒|‒||‒|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡|‒‒um die wir bitten, welche das einfache und ehrliche
Altertum217usibus impendit sacris, ut grata rediret‒◡◡|‒‒|‒||‒|‒||‒|‒◡◡|‒◡zu heiligen Zwecken aufwandt,24 auf dass sich daraus ein gefälligerAnm.:24Gemeint sind die Klöstereinkünfte und ihre Verwendung in der
Zeit des unkorrumpierten Mönchtums.218inde DEO utilitas hominumque accommoda vitae.‒◡◡|‒◡◡|‒||◡◡|‒‒|‒◡◡|‒‒Nutzen für GOTT ergäbe und ein angenehmer für das Leben
der Menschen.25Sim. (lat.)accommoda vitae] = Cypr. Gall. exod. 565 ; deut. 55 ; vide etiam Rhod. Asp. 115; Rhod. Biop. 247Anm.:25Programmatisch für Rhodoman, vgl. Rhod. Arion 566; Rhod. Tro.2 5.219det DEUS, exaequent Pyliam quoque vestra senectam‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒◡Gewähre Euch GOTT Lebensspannen, dass auch Eure Lebzeiten
das Alter des Greises (Nestor) von Pylos erreiche,Sim. (lat.)Pyliam ... senectam] cf. Sil. 15,456 (aequabat Pyliae Neleia mella senectae); Mart. 8,2,7 (promisit Pyliam quater senectam); 10,38,14 (malles quam Pyliam quater senectam)220secula, quae fausto dispenset stamine Clotho.‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒‒||‒◡◡|‒‒Lebensspannen, welche (die Parze) Clotho mit glückbringenden
Faden ausspinne.
Gedicht Nr. 2 (Gr.)
GratulatoriumGlückwunschgedichteiusdem ad pietate etdesselben (Rhodoman) an den durch Frömmigkeit unddoctrina clarissimum vi‑Gelehrsamkeit weit herausragenden Mann,rum Georgium Aemylium theologiae docto‑Georg Aemilius,26 Doktor der Theologie,Anm.:26Georg Aemilius (ursprünglich: Oemler), 1517–1569, lutheranischer
Theologe. Er war von 1553 bis zu seinem Tod Generalsuperintendent
in Stolberg. Außerdem war er eng mit dem in Rhod. Coc.Ion. 1,100‒104, angesprochenen Melchior Acontius befreundet. Beide gehörten
während ihrer Studienzeit zu dem Dichterkreis um Melanchthon
in Wittenberg. Siehe dazu bes. Ellinger, Georg (1929): Geschichte
der neulateinischen Literatur Deutschlands im sechzehnten Jahrhundert.
Bd. II: Die neulateinische Lyrik Deutschlands in der ersten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Berlin/Leipzig, 110‒114.rem, patronum et amicum singularemeinen einzigartigen Patron und Freundscholae Ilfeldensis, de recu‑der Ilfelder Schule, wegen der Zurückerlangungperata valetudineseiner Gesundheit1Τῶν βοτανῶν ἔμπειρον ἀγάφρονα ποιμένα λαῶν‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒Den überaus klugen Volkshirten, wohlbewandert in den
Weidepflanzen,27Crit. (gr.)ΤΩΝ ed.: an τὸν ?Sim. (gr.) ἀγάφρονα ποιμένα λαῶν] cf. eadem sede Hom. Il. 2,243 (Ἀγαμέμνονα π. λ.) et al.Anm.:27Aemilius besaß einen kleinen Garten, in dem er seltene Pflanzen
züchtete. Siehe Ellinger 1929, 110.2Χριστοβόαν κήρυκα λυγρῶν θελκτὴρ ὀδυνάων‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒den Christusverkündenden Herold, hat der Beschwichtiger
betrüblicher Schmerzen,Sim. (gr.) Χριστοβόαν] nl. λυγρῶν θελκτὴρ ὀδυνάων] ~ h.Hom. 16,4 (de Aesculapio: κακῶν θελκτῆρ’ ὀδυνάων)3Φοῖβος ἄναξ ἤλθευσεν ἀκεστορίης ἐπιμήστωρ‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒Phoibos der Herr, der Kundige in der Medizin, geheilt,Sim. (gr.) Φοῖβος ἄναξ] = Thgn. 1,5 .772 et al. ἐπιμήστωρ] nl.4ΑἰμύλιονΜούσῃσιν ἐράσμιον αἱμυλομόλποις‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒den Aimylius [Aemilius], Liebling der Musen mit ihren gewitzten Liedern (haimylomolpoi),28Sim. (gr.) αἱμυλομόλποις] nl.Anm.:28Bewusstes Wortspiel mit der griechischen Namens Form Αἰμύλιος
und dem Neologismus αἱμυλόμολπος. [SW]D 4v5τὸ πρὶν ἐπωδυνίῃσι καὶ ἄλγεσι τρυχόμενον κῆρ.‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒nachdem zuvor Schmerz und Weh sein Herz bekümmerten.Sim. (gr.) ἐπωδυνίῃσι] cf. Str. 15,1,456χαίρετέ μοι, νύμφαι Παρνησίδες· ἦ γὰρ ἀνέστη‒◡◡|‒||‒|‒||‒|‒◡◡||‒◡◡|‒‒Seid mir gegrüßt, ihr jungfräulichen Musen: Fürwahr, er ist auferstandenSim. (gr.) χαίρετέ μοι] cf. Rhod. Arion 252 252.673 .681 (χ. μ. Μῶσαι) .820 Παρνησίδες] cf. A. Ch. 563 ; (Nonn. D. 9,283; 40,83)7ἐκ στρωμνῆς, μένος αὖθι περὶ στήθεσσιν ἀγείρας·‒‒|‒||◡◡|‒◡||◡|‒‒|‒◡◡|‒‒von seiner Liege, nachdem er seine Kraft wieder um
sein Herz gesammelt hat;Crit. (gr.)post ἀγείρας graviter distinxiSim. (gr.) μένος αὖθι περὶ στήθεσσιν ἀγείρας] cf. Hom. Il. 4,152 (de Menelao: ἄψορρόν οἱ θυμὸς ἐνὶ στήθεσσιν ἀγέρθη); vide etiam Rhod. Arion 399 (πάλιν οἱ θυμὸς φρενὸς ἔνδον ἀγέρθα)8φίλτατος ὃς φαιδρῇσιν ὑπ’ ὀφρύσινὄμμα τιταίνει‒◡◡|‒‒|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒er, der mit größter Freundlichkeit sein mildlächelndes
Auge unter seinen strahlenden BrauenSim. (gr.) φαιδρῇσιν ὑπ’ ὀφρύσιν] = A.R. 3,1024 ὄμμα τιταίνει] = Triph. 371 ; (Nonn. D. 22,62)9πρηΰγελων πάντεσσιν, ὅσοις μολπαί τε χοροί τε‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡all denen darbietet, denen der Gesang und die ReigentänzeSim. (gr.) πρηΰγελων] cf. AP 9,229,2 (Marc.Arg.); 10,4,4 (de Zephyro)10Κασταλίδων θέλγουσι νόον· Μοῦσαι δὲ χορείας‒◡◡|‒||‒|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒der Kastaliden [Musen] den Sinn betören; die Musen aber bereiten11ἔμπαλιν ἀρτύνουσι Διάντωρ ἀγχόθι λίμνης,‒◡◡|‒‒|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒ihre Tänze wieder in der Nähe Gewässers Diantors (?),2930Sim. (gr.) Διάντορος ἀγχόθι λίμνης] ~ Q.S. 8,79 (διειδέος ἀγχόθι λίμνης)Anm.:29Die Übersetzung von Διάντορος im griechischen Text ist schwierig.
Vermutlich handelt es sich um eine Ableitung vom Verb διαίνω
(„befeuchten“). „Diantor“ würde dann etwa der „Befeuchter“
meinen. Man könnte es auch als Adjektiv zu λίμνη verstehen
(im Sinne von „befeuchtendes Gewässer“; Wörter auf -ωρ können
auch feminin sein, vgl. E. Or. 1584: τὴν Ἑλλάδος μιάστορ’). Was genau mit λίμνη bezeichnet
werden soll, ist allerdings unklar. In der Ilfelda Hercynica erwähnt Rhodoman den Reichtum an Gewässern in der Gegend um
Ilfeld. Siehe Rhod. Ilf.Herc. 141‒145. Ilfeld wird von dem Fluss Bere durchflossen. Der Ilfeld zunächst
gelegene See ist der sogenannte „Tanzteich“ (in unmittelbarer
Nähe zu Rhodomans Geburtsort Niedersachswerfen), der nach alter
Tradition seinen Namen trägt, weil er die Boote von Fischern
durch sich aus unterirdischen Abflüssen ergebende Strudel „tanzen
lässt“. Rhodoman könnte alternativ diesen Namen vom Tanzen der Musen
abgeleitet haben.30Nach Volckmars Kommentar zu dem Ilfeld-Gedicht von Rhodomans
Kommilitonen Johann Volland dürfte es sich bei dem griechischen
Διάντορος ... λίμνης um den „Netzteich“ handeln, aus dem damals
das Flüsschen Bere kam, welches Ilfeld durchfließt. Siehe Volckmar 1854, 53. Demnach handelt es sich bei Διάντωρ um eine Ableitung vom
Verb διαίνω („benetzen“). „Diantor“ würde dann etwa der „Benetzer“
meinen. Man könnte es dann als Adjektiv zu λίμνη verstehen
(im Sinne von „benetzendes Gewässer“/„Netzteich“; Wörter auf
-ωρ können auch feminin sein, vgl. E. Or. 1584: τὴν Ἑλλάδος μιάστορ’). In der Ilfelda Hercynica erwähnt Rhodoman den Reichtum an Gewässern in der Gegend um
Ilfeld. Siehe Rhod. Ilf.Herc. 141‒145.12ὃς πέδον Ἰλφέλδης νοτεροῖς κρουνοῖσιν ἰαίνει·‒◡◡|‒‒|‒||◡◡|‒||‒|‒◡◡|‒‒das die Ebene von Ilfeld aus feuchten Brunnen labt;Crit. (gr.)Ἰλβέλδης ed.13Ἠχὼ δ’ Ἑρκυνίηςβαθυαγκέος ἔνδον ἀϋτεῖ‒‒|‒◡◡|‒||◡◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒indes tönt Echo innerhalb des Harzes mit seinen tiefen Schluchten,Sim. (gr.) βαθυαγκέος] cf. AP 9,283,1 (de Alpibus)14μιμολόγου κελάδημα βοῆς ἀντικρὺ χέουσα.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒||‒|‒◡◡|‒◡ihre geräuschvoll nachahmenden Rufe geradewegs ausstoßend.Crit. (gr.)post χέουσα graviter distinxiSim. (gr.) μιμολόγου] cf. AG 16,155,1 (Evod.) (de Echo)15ζώῃς, ὦ γλυκύθυμε, νοοφλέκτων δίχ’ ἀνιῶν,‒‒|‒◡◡|‒◡||◡|‒‒|‒◡◡|‒‒Mögest Du leben, mein süßer Freund, fernab von Kummer,
der dein Gemüt verbrennt,Crit. (gr.)ζώης ed.: an ζώοις ?Sim. (gr.) γλυκύθυμε] cf. Hom. Il. 20,467 et al. νοοφλέκτων] nl.16ἀτρεμέων ἀπαθής τε· κίχοι δέ σε Μοῖρα τελευτῆς‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒bei Kräften und gesund; und möge Dich die Moire ereilen späterSim. (gr.) κίχοι δέ σε Μοῖρα] cf. Q.S. 8,323 (τὸν δ’ ἀργαλέη κίχε Μοῖρα)17Νεστορέου βραδίων, ἵνα μουσοπόνοισι γελάσσῃς‒◡◡|‒||◡◡|‒||◡◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒als das Ende Nestors, damit Du den Musenarbeitern (der Ilfelder Schule)Sim. (gr.) μουσοπόνοισι] nl.18ἐργατίνῃς ἐπὶ δηρόν, ἐΰφρονα θυμὸν ἐπίσχων.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡||‒◡◡|‒‒über lange Zeit hin zulächelst, Deinen wohlwollenden
Sinn bei Dir behaltend.Crit. (gr.)ἐπιδηρὸν ed.ἐπισχὼν ed.Sim. (gr.) ἐΰφρονα θυμὸν ἐπισχών] ~ h.Ven. 102 (σὺ δ’ εὔφρονα θυμὸν ἔχουσα); Thgn. 1,765 (ἐΰφρονα θυμὸν ἔχοντας)19ἀλλ’ ἄγε τὸν Ῥοδομᾶνα,31 τὸν ἠπιόμοχθονἀκουστὴν‒◡◡|‒◡◡|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒Aber bitte schau (auch weiter) auf Rhodoman, den freundlich bemühten ZuhörerSim. (gr.) ἠπιόμοχθον] nl. ἀκουστήν] cf. etiam Rhod. Arion 474Anm.:31Frühester Beleg für die griechische Namensform Ῥοδομάν mit
einem „n“. Im Titel und den Marginalien zu Coc.Ion. 1 erscheint der Name noch durchgehend als „Rhodomannus“.
[SW]20Πιερίδων, ἐπίδερκε γαληνιόωντι προσώπῳ.‒◡◡|‒||◡◡|‒◡||◡|‒◡◡|‒◡◡|‒‒der Pieriden [Musen], mit wohlwollend lächelnden Gesichtszügen.Sim. (gr.) γαληνιόωντι προσώπῳ] ~ Nonn. Par.Ev.Jo. 1,160 (= Nonn. D. 33,143; 41,402; Jo.Gaz.
Ἔκφ.κοσμ.πίν. 1,93 ); vide etiam Rhod. Arion 463